Einmal Schloss mit ohne alles

Herr Braunfels hat eine Idee

Die wirklich billigen Entwürfe sind mit dem iPad verschollen

Star-Architekt in Berliner Taxi beklaut! IPad mit geheimen Plänen verschollen! Drama, baby! Was Architekt Stephan Braunfels da vor ein paar Tagen von den Dächern schrie, war janz schön schlau kalkuliert. Lauthals Medienöffentlichkeit herstellen, und dann BÄMM! mal eben neue Entwürfe fürs Stadtschloss raushauen. Für das ja schon fleißig das Erdgeschoss betoniert wird – sei’s drum.

Jaja, Braunfels hat das Paul-Löbe-Haus gebaut und die Münchner Pinakothek der Moderne, aber das eine bekommen eh nur MdBs zu sehen und Touris, die sich vor dem Kanzleramt zufällig umdrehen, das andere suppte jahrelang in einem Dauerstreit um explodierende Kosten vor sich hin, er soll sich dafür verschuldet haben. Dass er vielleicht am Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leidet, dachte man schon, als er im September mehr oder weniger ungefragt einen „endgültigen Vorschlag“ vorlegte zum lästigen Schmuddelkind Kulturforum.

Nun also: Stadtschloss reloaded. Mit nur drei statt vier Außenfassaden, nach Osten offen. Und alle drehen sie durch, ah-en und oh-en, es erinnere an den Louvre in Paris, sei „radikal“ und: billiger! Nur Bernhard Wolter von der Stiftung Berliner Schloss ätzte prompt: „Es gibt keinen Grund, etwas zurückzudrehen, nur weil Herr Braunfels seinen eigenen Entwurf toll findet“, der Bundestag habe entschieden, das 590-Millionen-Euro-Ding von Franco Stella werde gebaut, basta. Vor allem aber: Das, was Braunfels nun vorschlug, ist quasi das, was er 2008 beim Wettbewerb eingereicht hatte. Und rausgeflogen war. Drei Fassaden, offen gen Osten.

Er hatte wohl keine Wahl, als den alten Kram aus der Schublade zu ziehen und den Staub abzupusten: Die wirklich billigen Entwürfe sind mit dem iPad verschollen. Darunter vielleicht Konzept Nr. 1: nur zwei Außenfassaden stehen lassen. Konzept Nr. 2: nur eine. Und, was ihn als Radikalinski unsterblich gemacht hätte: mit ohne alles. Mal sehen, welche Schätze auf dem Tablet-Gerät noch so schlummern. Vielleicht ist ja was für den BER dabei. Na? ANNE HAEMING