Andreas Schnell empfiehlt : Let There Be Blurt!
Früher spielte Ted Milton mit Blurt ungefähr einmal im Monat in Bremen, aber das ist lange her. Als Punk das erste Mal zu Grabe getragen worden war und New Wave für zu leicht befunden, experimentierten in New York und anderen Metropolen abenteuerlustige Musiker mit Jazz, Funk und Disco, um unter Bewahrung des aufständischen Geistes eine Musik zu schaffen, die die von Punk nur versprochene permanente Revolution wahrmachen sollte. Milton war einer der Ersten in Europa, die diese – No Wave getaufte – Musik spielten und irritierte Fans und Kritiker. Ein Kritiker fragte sich 1981: „Ist das Paranoid-Jazz oder Mutant-Disco?“ Andere prägten Begriffe wie Pogo-Jazz oder Dada-Avantgarde-Jazz. Dabei darf man das mit dem Jazz nicht zu wörtlich nehmen. Der Saxophonist und Sänger nimmt sich die tonale Freiheit des Free Jazz und teilt mit ihm die alarmierende Dringlichkeit, aber er und seine Begleiter an Bass und Schlagzeug lassen sich nicht zu langen Abflügen hinreißen. Ihren Zorn verpacken sie vielmehr in knappe, ungehaltene Stücke, die Punk und Funk mindestens genauso viel verdanken. Jetzt will Milton Abschied von der Bühne und von Blurt nehmen. Es könnte die letzte Gelegenheit sein, diese bemerkenswerte Band zu sehen.
Donnerstag, 20.30 Uhr, Lila Eule