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Archiv-Artikel

Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Wie man Klubkultur (besser nicht) musealisiert, ist im .HBC zu sehen. Hin und wieder sogar zu hören. Klaus Kotai, Kurator von „Screendancing“ und ehemaliges Mitglied des Elektro Music Department, zeigt einen Ausschnitt von visuellen Arbeiten, die zwischen 1997 und 2003 in Berliner Clubs entstanden sind. Und genau darin liegt das Problem: Wie präsentiere ich Klubkultur ohne Party? Die Ausstellungsgeschichte hält zunächst den Black Cube für bewegte Bilder bereit. Bricht man eine Wand heraus, ergibt sich ein einladender Raum, zumal wenn er mit ausreichend Bänken vor den Monitoren kombiniert wird. Sitzraven also? Fehlanzeige. Auf acht Bildschirmen flimmern Videos von Lillevan, Daniel Pflumm oder Pfadfinderei ohne Ton, aber bis die Augen brennen. Dafür zeigt die Sammlung einen spannenden Ausschnitt von visuellen Werken, die sich auf die experimentelle Filmgeschichte von 1910 bis in die Gegenwart beziehen. Sie richten ihren Fokus auf gesellschaftliche oder technische Entwicklungen. Die Synchronisation mit der Musik, der Raumeffekt, die gewisse Beiläufigkeit, die Nachtveranstaltungen mit sich bringen, alles wichtige Voraussetzungen für diese besondere Art der visuellen Kunst, entfallen allerdings. Bleiben da noch die Livepräsentationen an den Wochenenden. Doch was tun, wenn elektronische Musik und visuelles Experiment endlich zusammenkommen, aber an einer akademischen Reihenbestuhlung abprallen? Sitzraven. Dann doch lieber auf milde Temperaturen hoffen, sich dann doch für den ollen Schal entscheiden und raus auf das Tempelhofer Flugfeld. Bevor hier im Sommer Marusha den weiblichen Thomas Gottschalk des Raves gibt, hauchen morgen im Rahmen von The Knot der Raum für Projektion sowie der Mini-Club & Graw Böckler den Tapferen multimediales Klubleben aus Buenos Aires ein.

■ Screendancing, bis 3. Juni, Di–Sa, 14–22 Uhr, am 22. 5. Lillevan (Solo)/Jörg X. Franzmann mit Kotai, HBC, Karl-Liebknecht-Str. 9 ■ No comment Buenos Aires, 20. Mai, 21 Uhr; The Knot bis 30. 5.: www.knotland.net, Columbiadamm 2–6