: NS-Täter vor Gericht
Eine Ausstellung in Köln erinnert an den Prozess gegen Kurt Lischka und zwei weitere NS-Verbrecher
Das Urteil kam spät, 35 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Aber es war eindeutig: Die drei Angeklagten, die während des Krieges im besetzten Frankreich die Deportation der dort lebenden Juden in die Vernichtungslager mit organisiert hatten, sind schuldig. Schuldig wegen Beihilfe zum Mord an mindestens 73.000 französischen Juden.
Das Urteil des Kölner Landgerichts im Februar 1980 kam einer Sensation gleich. Erstmals wurden deutsche Täter von einem deutschen Gericht wegen der „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich verurteilt. Als „Lischka-Prozess“ ging das Verfahren in die Geschichte ein – benannt nach einem der Angeklagten, dem ehemaligen Obersturmbannführer und Polizeichef im besetzten Paris, Kurt Lischka.
An diesen Prozess erinnert jetzt eine Ausstellung im Kölner EL-DE-Haus. Eine Projektgruppe um den „Jugendclub Courage“ hat die Ausstellung in eineinhalb Jahren erarbeitet. Sie beleuchtet vor allem die Vorgeschichte des Prozesses. Wie so viele NS-Täter hatten sich auch die Angeklagten bestens in die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft integriert. Lischka lebte in Köln, Herbert M. Hagen, einst Stellvertreter des Militärbefehlshabers in Frankreich, im Sauerland. Ernst Heinrichsohn, damals Mitarbeiter im Judenreferat in Paris, hatte es sogar bis zum CSU-Bürgermeister der unterfränkischen Kleinstadt Bürgstadt gebracht.
Erst als sich die Antifaschisten Beate und Serge Klarsfeld an ihre Spuren hefteten, kam Bewegung in den Fall. Die beiden setzten auf illegale Aktionen, um die Öffentlichkeit auf den Fall aufmerksam zu machen. Spektakulär scheiterte 1971 ihr Versuch, Lischka nach Paris zu entführen. Natürlich waren die Klarsfelds auch 1979 dabei, als der Prozess gegen Lischka, Hagen und Heinrichsohn eröffnet wurde. „Der Kölner Prozess war für Serge und mich der wichtigste Prozess, an dem wir teilnahmen“, sagte Beate Klarsfeld am Donnerstag Abend bei der Eröffnung der Ausstellung in Köln.
Der Ort für diese Ausstellung ist hervorragend gewählt: Das EL-DE-Haus war einst der Sitz der Kölner Gestapo. Als deren zeitweiliger Leiter hatte Lischka hier um 1940 sein Büro. Heute sind dort eine Gedenkstätte und das NS-Dokumentationszentrum. Und gegenüber vom EL-DE-Haus liegt das Landgericht, in dem 1979/80 der Prozess stattfand.DIRK ECKERT
bis 16.9., www.lischka-prozess.de