: Verloren, aber nur knapp
FUSSBALL Turbine unterliegt Lyon 0:1
Diese Niederlage tut weh, das war Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder nach dem Spiel anzusehen. Zwar gab er sein Bestes, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, doch Schröder weiß genau, dass nach der 0:1-Niederlage gegen Olympique Lyon das Rückspiel beim Achtelfinale in der Champions League am Donnerstag nicht gerade einfacher wird.
Dabei war lange völlig offen gewesen, wer den Rasen des Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadions als Sieger verlassen würde, als dort am Sonntag der französische Rekordmeister auf den deutschen Vizemeister traf.
Ein offenes, ein packendes Spiel war es. Beide Teams hielten sich nicht lange mit gegenseitigem Abtasten oder großem Taktieren auf, sondern setzten vor der beeindruckenden Kulisse von 4.180 Zuschauern von Beginn an voll auf Offensive. Die Gäste aus Frankreich wirkten dabei über weite Strecken feldüberlegen, die besseren Chancen jedoch hatte zumindest zu Beginn des Spiels Turbine. Etwa in der 15. Spielminute, als Ada Hegerberg Lyons Torhüterin Sarah Bouhaddi bereits überwunden hatte und mit ihrem Kopfball nur den rechten Torpfosten traf. Wenige Minuten später war es dann Genoveva Anonma, die nach einer scharfen Flanke von Hegerberg am leeren Tor vorbeischoss. Als hätten sie bloß auf einen solchen Weckruf gewartet, kamen danach die Gäste und hatten gute Gelegenheiten durch einen Kopfball von Louisa Nécib und einen Schuss aus der Halbdistanz von Elodie Thomis.
Offener Schlagabtausch
Nach dem Seitenwechsel bot sich der gleiche Anblick. Lyon drückte und drängte, noch aber sprang nichts Zählbares dabei heraus. Mitte der zweiten Hälfte drehte Turbine wieder auf, und das Spiel wurde zu einem offenen Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. Gästetrainer Patrice Lair reagierte und brachte im Sturm Laëtitia Tonazzi für die 2013 für die Wahl zur Weltfußballerin des Jahres nominierte Lotta Schelin, die überraschend blass in diesem Spiel geblieben war. Am Ende war es jedoch die Mittelfeldspielerin Nécib, die in der 83. Minute nach einem Stellungsfehler in der Potsdamer Abwehr einen Schritt schneller war als die ansonsten gute Torhüterin Ann-Katrin Berger und den Ball an ihr vorbei ins Tor spitzelte.
Am Ende war der Sieg verdient und Olympique dem zweiten Tor näher als Turbine einem ersten. Aber die Gäste aus Frankreich sind auch nicht irgendwer. In der Startelf standen ausschließlich Nationalspielerinnen, und von den vergangenen 106 Pflichtspielen hat Lyon genau eines verloren – das gegen Wolfsburg zuletzt im Champions-League-Finale. „Auch ein Team aus Deutschland“, sagte Olympique-Trainer Lair. Für ihn ist der deutsche Frauenfußball der beste in Europa, entsprechend ernst nimmt er Turbine Potsdam als Gegner. Das sollte er wohl auch, denn vor allem wenn man bedenkt, wie jung das Team der Gastgeberinnen noch ist, war der Abstand zu Lyon doch überraschend gering. Ob es am Donnerstag beim Rückspiel für eine Sensation reicht, wird sich zeigen. Ein weiteres absolutes Topspiel scheint indessen nahezu garantiert. JAN TÖLVA