Kirche als schrumpfendes System : Spiritualität oder Gottesliebe
Die Austrittswelle aus den Kirchen rollt seit Jahren, und die großen Kirchen haben nicht wirklich eine Idee, wie sie den Trend umkehren könnten. Denn die Austritte sind nur ein Teil der Wahrheit, gleichzeitig sterben jedes Jahr mehr als doppelt so viele Kirchenmitglieder wie durch Taufe neu hinzukommen. Wo kein christlicher Kindergarten die jungen Familien lockt, ist Kirche eine Veranstaltung der Alten.
Kommentar von Klaus Wolschner
Die Idee, die Gemeinde thematisch zu sortieren und mit gezielten „Themenkirchen“ anzusprechen, ist sicherlich verlockend – aber die Bremische Kirche präsentiert diese Idee für Kirchenräume, deren Gemeinde am Ende ist. Sozusagen als Alternative zum Verkauf. Da keine Gemeindemitglieder dort mehr Kirchensteuern zahlen, muss die Finanzierung scheitern.
Auch das Stichwort „Spiritualität“, das die Öffnung der Kirche für die Trends der Zeit signalisieren soll, erscheint halbherzig. Denn die Spiritualität, die neben der Kirche Menschen anzieht, ist religiöses Bedürfnis frei von der christlichen Mythologie. Wenn den rational orientierten Protestanten mehr „Spiritualität“ empfohlen wird und sie gleichzeitig „Glaubensthemen in den Mittelpunkt“ stellen sollen, dann verweist das höchstens in die Richtung der evangelikalen „kirchlichen Parallelgesellschaften“.