hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Am Donnerstag würden sich die Konzerte in dieser Woche wohl gegenseitig auf die Füße treten, wenn sie denn welche hätten. Und es ist für fast jeden Geschmack etwas dabei. Das größte Publikum begeistern dürfte der US-Amerikaner Diplo alias Wesley Pentz mit seinem familienfreundlichen Tanzprojekt Major Lazer, zu erleben in der C-Halle. Wie er sich Clubstile aller Kontinente aneignet, um in bester Exploitation-Manier Ghetto-Beats zu simulieren, hat schon seine eigene Klasse. Und nach getaner Arbeit schaut er dann noch als Diplo im Club Gretchen vorbei (Columbiadamm 13–21, 21 Uhr, VVK 28,20 €).

Strenger geben sich hingegen die Londoner Indie-Experimentalrocker von These New Puritans. Sie kommen am selben Abend ins Lido und haben ein neues Album im Gepäck, auf dem sie konsequent den Schritt von der Popband zum Neue-Musik-Ensemble vollziehen. Nun, ganz so extrem ist die Sache dann doch nicht ausgefallen, aber man kann durchaus sagen, dass die Musiker derzeit ein spannendes Zwischenreich bewohnen, das mehr Kunst als Pop ist, ohne zu vergessen, dass man als Band in erster Linie sein Publikum bei Laune halten muss (Cuvrystr. 7, 21 Uhr, 25 €).

Wer ausnahmslos neue Töne bevorzugt, der darf sich – immer noch am Donnerstag – auf den US-amerikanischen Komponisten Duane Pitre im NK freuen. Dieser hat sich nach einer Karriere als Profi-Skater auf mikrotonale Musik spezialisiert, in der er seine eigenen Tonleitern entwickelt, mit denen er ruhig fließende Stücke, oft für Kammerensemble, konstruiert. Ebenfalls zu hören ist der Multiinstrumentalist Aidan Baker, Kopf des Drone-Projekts Nadja (Elsenstr. 52, 21 Uhr).

Lange keinen Slap-Bass mehr gehört? Und heimlich doch vermisst? Am Samstag sorgen die frühere Prince-Trommlerin Sheila E. und der Bassist Larry Graham (genau, der von der Central Station) im Huxley’s Neue Welt für die unter Umständen lange erwartete Abhilfe. Graham, früher bei Sly Stone fürs tiefe Register zuständig, gilt als Erfinder der Technik, den Daumen auf die Saiten des Basses zu knallen, um sich druckvoll bemerkbar zu machen. Nach einer Auszeit von 13 Jahren meldet er sich jetzt wieder zurück (Hasenheide 107–113, 20 Uhr, 48,75 €).

Sonntag gibt es dann noch einmal Gelegenheit, in der Kantine am Berghain die neuesten Ergebnisse der transdisziplinären Forschungsgruppe für Störgeräusche und angewandte Sprachrhythmik präsentiert zu bekommen: Der HipHop-Exzentriker Sensational aus New York trifft wieder einmal auf den japanischen Produzenten Koyxen, um sonderbare Dinge mit Worten und elektronischen Klängen zu tun (Am Wriezener Bahnhof, 21 Uhr, 14 €).