: Bremen kämpft um seine Sterne
Bremen will Raumfahrtstadt sein und fühlt sich nun von EADS verlassen: Der Space-Shuttle-Bau soll im Münchner Handelsregister firmieren. Arbeitsplätze an der Weser kostet das nicht, doch auch die Symbolik tut weh
Die Nachricht wurde auf der Berliner Luft- und Raumfahrt-Ausstellung ILA eher beiläufig bekannt gegeben. In Bremen aber schlug sie ein wie eine Bombe – oder besser: wie ein abgestürztes Space Shuttle. EADS Space Transportation verlegt seinen Firmensitz rückwirkend zum 1. Januar von der Weser nach München. Ein herber Rückschlag für die Ambitionen, den wegbrechenden Schiffsbau durch Weltraumwerften zu kompensieren?
Das Wirtschaftsressort bezeichnet Bremen gerne als „Raumfahrtstandort Nummer eins“: Von den bundesweit 5.000 Fach-Arbeitsplätzen seien 1.800 in Bremen angesiedelt, 850 davon bei EADS Space Transportation, wo unter anderem die Ariane-Rakeketen und die „Columbus“ gebaut werden. Parallel entwickelt OHB hier höchst erfolgreich seine Spionage-Satelliten.
Der angestrebte Strukturwandel wird mit allen Mitteln voran getrieben. Erst kürzlich hat sich die Stadt einen eigenen Raumfahrtbeauftragten angeschafft, zwei Gymnasien wurden mit dem „Oberstufen-Profil Luft- und Raumfahrt“ ausgestattet, hoch symbolisch sollte auf dem Gelände der Konkurs gegangenen „Vulkan“-Großwerft der „Spacepark“ für ein neues Image und entsprechendes Touristenaufkommen sorgen. Seine Pleite ist Bremens bundesweit größte Blamage.
Obwohl ein EADS-Sprecher gestern erklärte, die Verlegung des Firmensitzes sei eine „reine Formalie“, reagierten die Bremer Politiker entsprechend aufgeschreckt. Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD sieht „ernst zu nehmende Alarmzeichen“, sein grüner Kollege bedauert den Umzug „außerordentlich“. Wirtschaftssenator Jörg Kastendiek (CDU) will heute auf der ILA das Gespräch mit der Konzernspitze suchen, um über die Folgen zu beraten.
Die allerdings scheinen für Bremen überschaubar zu sein. Hintergrund der Verlegung ist die Fusion der in München ansässigen Satellitensparte EADS Astrium mit ihrer Schwester Space Transportation, die bis 2003 ohnehin zusammengehört hatten. Nur 25 Logistik-Arbeitsplätze stehen durch die neuerliche Zusammenfassung nach Angaben der Konzernspitze zur Disposition, würden aber durch die Einstellung von Ingenieuren ausgeglichen.
Auch steuerlich scheint Bremen kaum Nachteile befürchten zu müssen. „Wir stehen der Nachricht sehr gelassen gegenüber“, erklärt der Sprecher des Finanzsenators, eine nähere Kommentierung verbiete das Steuergeheimnis. Henning Bleyl