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Archiv-Artikel

„Vater“ Staat gegen globale Gier

betr.: „Hartz-IV-Bedarf soll schrumpfen“, taz vom 22. 5. 06

Wenn die Politik unfähig ist, Zukunft nachhaltig zu gestalten, muss das abhängige Volk noch mehr geknebelt werden. Von den 1.200 Euro bleiben unserem Zwei-Personen-Haushalt nach Abzug aller Fixkosten 500 Euro, um den Monat zu überstehen: kein Auto, keine Versicherungen. Sparmaßnahmen: Monatskarte für öffentlichen Nahverkehr abschaffen, Internet nicht mehr nutzen, Industriefutter à la Lidl statt gesundes Gemüse vom Bauern aus der Umgebung, keine gesellschaftlichen Aktivitäten, kein therapeutisches Schwimmen zur Besserung des Bandscheibenvorfalls, kalte Küche.

1998 haben wir von monatlich 1.200 DM leben können, die Einführung des Teuro und der erzwungenen Luxussanierung der Mietwohnung haben den Aufwand zum Leben in acht Jahren verdoppelt. Einschränkungen sind jetzt schon nach der Monats-Endabrechnung beim aktuellen Hartz-IV-Satz notwendig. Wenn der Satz noch mehr gekürzt wird, wird aus der Einschränkung ein Gefängnis. Vielleicht sollte die Sozialdemokratie aufhören, den „Schwarzer Peter“ in der aktuellen konservativen Koalition zu spielen. Der Harz-IV-Ansatz ist richtig. Sozial absichern und mit Beschäftigungen im öffentlichen Bereich integrieren. Das könnte auch gegen die Extremisten von links und rechts helfen. Der Staat muss seine „Vater“-Rolle der Gemeinschaft wahrnehmen, zum Ausgleich der regionalen Unfähigkeit und globalen Gier. FRED KASULKE, Berlin

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