Innovation auf Hochglanz : Halb leer oder halb voll?
In einer Auflage von 3.500 Stück verbreitet Bremens Wirtschaftssenator in diesem Jahr die gute Nachricht: „Mit Hochdruck ist das Bundesland dabei, sich unter den zehn innovativsten Standorten Deutschlands zu etablieren.“ Klingt das nicht toll? Nur ist die Auflage des Druckwerkes zu bescheiden, um die ganze Republik zu überzeugen.
Kommentar von Klaus Wolschner
Bei der Analyse, wo Bremen eigentlich steht, wird es dann schon komplizierter. Wenn etwas anders gemacht werden soll als bisher – was wurde denn bisher vielleicht falsch gemacht? Oder zu wenig? Der Wirtschaftssenator antwortet auf solche Fragen nicht. Dass Wirtschaftssenatoren vor zehn Jahren dieselben Reden gehalten haben, dass seine Fachleute sich nicht erst seit zehn Jahren damit befassen, wie man Bremens Innovations-Kraft stärken könnte – das tangiert ihn nicht. Er ist noch kein Jahr im Amt, alles im Grunde also ganz am Anfang.
Bremen ist, das zeigt das vorgelegte umfangreiche Zahlenwerk, eine Großstadt wie andere. Nicht vergleichbar mit München oder Hamburg. Vergleichbar mit Nürnberg, Duisburg oder Hannover. Nur haben weder Nürnberg noch Duisburg 9,8 Milliarden Euro Sanierungshilfen ausgeben dürfen in den letzten Jahren. Und Bremen hat das Geld nicht bekommen, um Nürnberg und Duisburg an Wirtschaftskraft zu überflügeln, sondern um seine Haushaltsnotlage zu überwinden.
Das Glas ist halb voll, sagt der Senator. Das ist eben eine Frage der Perspektive. Von schräg unten sieht ein Glas leicht mal halb voll aus. Die Geberländer, die nachschenken sollen, gucken eher von oben und finden es halb leer.