Vor Gericht: der lässige Umgang mit tödlichem Müll

GIFTMÜLL 17 Tote, 100.000 Verletzte – Prozess gegen Beteiligte am Umweltskandal in der Elfenbeinküste

AMSTERDAM epd | Vier Jahre nach dem Giftmüllskandal in der Elfenbeinküste hat am Dienstag in Amsterdam der Prozess um die Affäre begonnen. Das britische Handelsunternehmen Trafigura, der Kapitän des Schiffes, das Amsterdamer Hafenunternehmen APS sowie die Stadt Amsterdam müssen sich vor dem Strafrichter wegen fahrlässigen Umgangs mit dem Müll verantworten. Der Prozess soll mehrere Wochen dauern. Es geht um einen der größten Giftmüllskandale der jüngsten Zeit.

Das von Trafigura 2006 gecharterte Schiff „Probo Koala“ plante zunächst, rund 500 Tonnen hochgiftigen Schiffsabfall in Amsterdam abzuladen. Als die Entsorgung zu teuer schien, wurde der bereits entladene Abfall in das Schiff zurückgepumpt. Die „Probo Koala“ hatte den Müll daraufhin an der Elfenbeinküste deponiert. 17 Menschen waren gestorben, 69 teils schwer erkrankt, 108.000 mussten sich in ärztliche Behandlung begeben.

Bei dem Amsterdamer Prozess geht es allerdings nicht um die Ereignisse in dem afrikanischen Land. Stattdessen wird Trafigura und dem Kapitän vorgeworfen, die gefährlichen Stoffe nicht korrekt deklariert und die niederländischen In- und Ausfuhrbestimmungen verletzt zu haben. Das Hafenunternehmen APS soll gegen Umweltbestimmungen verstoßen haben. Die Stadt Amsterdam wird als Eigentümerin des Hafenbetriebes strafrechtlich verfolgt.

Noch nicht entschieden ist, ob auch der Direktor von Trafigura, Claude Dauphin, persönlich verfolgt wird. Über seine Berufung gegen ein Strafverfahren muss in höchster Instanz der Hohe Rat der Niederlande noch in diesem Sommer entscheiden.

Auch in anderen Ländern werden gegen Trafigura und den Kapitän der „Probo Koala“ Prozesse geführt. In der Elfenbeinküste hatte das Unternehmen einen Vergleich mit den Opfern geschlossen, ohne allerdings eine Schuld einzugestehen. Rund 45 Millionen US-Dollar zahlte Trafigura an Schadenersatz.