: Einblick (145)
Sabine Groß, Künstlerin
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?Sabine Groß: Eine beeindruckende und wunderbare Veranstaltung war die Aufführung von Parsifal des Künstlers Rodney Graham im Hamburger Bahnhof, die aber schon eine Weile zurückliegt. Graham bezieht sich darin auf eine kurze Musikschleife in der ursprünglichen Komposition, indem er sie mit neuen, asynchronen Musikschleifen ergänzt. Der Künstler verfolgt diese Schleifen vom Jahr des Entstehens 1882 bis ins Jahr 38.969.364.735, dem Zeitpunkt, an dem nach mathematischen Hochrechnungen das Orchester wieder mit sich synchronisiert sein wird. Richtig aufgeregt hat mich eine Ausstellung, die eine Weile zurückliegt (Herbst 2000): 7 Hügel. Viel zu protzig, ein extremes Unverhältnis zwischen Inhalt und aufwändiger Präsentation. Schrecklich. Generell ist Berlin ein großartiger Ort, um gute internationale Kunst zu sehen, wie etwa die sechs Tonnen Gletschereis von Olafur Elliason bei Neugerriemschneider, die letzte Ausstellung von Anton Henning bei Arndt und Partner oder Jenny Rosemeyer und Susanne Weirich bei Magnus Müller und viele mehr.
Welches Konzert oder welchen Klub können Sie empfehlen? Den Bassy Cowboy Club.
Welche Zeitung, welches Magazin und Buch begleitet Sie zurzeit durch den Alltag? Ich lese Tagesspiegel und Kunstbulletin im Abo, relativ häufig das Kunstforum International. Eher selten Kunstmagazine wie Frieze, flashart etc. Ab und zu Frame, ein wirklich toll aufgemachtes Magazin für Design und Architektur. Besondere Aufmerksamkeit widme ich der Präsentation von Werbung. Je nach gerade zu recherchierenden Themenfeldern für meine eigene Arbeit lese ich Dinge wie „Körpereigene Drogen“ von Josef Zehetbauer oder „Das Hermetische Museum“ von Alexander Roob. Sehr gut gefallen hat mir „Das weiße Rauschen“ von Don DeLillo.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude? Skurrile Zeitungsmeldungen wie: Rentner irren durch Deutschland. Der Heimweg vom Nachmittagskaffee ist für ein niedersächsisches Rentner-Ehepaar zu einer Irrfahrt durch halb Deutschland geworden. Nach einem Besuch bei Freunden in der Nachbargemeinde verfuhren sie sich und wurden acht Stunden später und 400 Kilometer weiter in Nordhessen von der Polizei aufgegriffen, weil sie mit 20 Stundenkilometern auf der A 7 alle drei Fahrstreifen benutzten.