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Archiv-Artikel

Vielleicht ein Militärschlag

NETZWERKE Hozan Ibrahim organisiert technische Ausrüstung für die Oppositionellen

Hozan Ibrahim sitzt auf der Bank eines Cafés in Mitte und kontrolliert unablässig sein Smartphone. Drei befreundete Aktivisten aus Syrien seien übergangsweise in seiner Wohnung untergekommen, erklärt der schmale, etwas blasse 29-Jährige entschuldigend. Er müsse kurz noch die Schlüsselübergabe regeln.

Seit einem Jahr lebt Ibrahim in Berlin. Der Damaszener Frühling nach dem Tod Hafis al-Assads im Jahr 2000 sei für viele Aktivisten seiner Generation ein entscheidender Moment gewesen, erzählt er. Gemeinsam mit Kommilitonen organisierte er damals Demonstrationen und geheime Treffen. Das erste Mal wurde Ibrahim mit 19 Jahren verhaftet, erzählt er. Ein Jahr Einzelhaft. Beim zweiten Mal war er 24. Dann, im Jahr 2010, beschloss Ibrahim auszureisen. Er brach sein Informatikstudium ab, ließ seine Familie zurück und floh.

In Berlin angekommen, engagierte er sich erneut im Widerstand. Ibrahim sitzt im Beirat der Nichtregierungsorganisation „Adopt a Revolution“. Die Initiative sammelt Spenden für die Lokalen Koordinationskomitees in Syrien. Gruppen, die in Syrien den zivilen Protest organisieren und als das organisatorische Rückgrat des Widerstands gelten.

Das Geld, das die Initiative einnimmt, geht direkt an die syrischen Oppositionellen, die damit neben humanitärer Hilfe auch Kameras oder Modems finanzieren. Informationen über die Lage aus Syrien seien rar, Kommunikation deshalb die wichtigste Waffe vieler syrischer Oppositionsgruppen, erzählt Ibrahim. Über soziale Netzwerke wie Facebook erreichen die Filme und Fotos der syrischen Aktivisten die Öffentlichkeit. Exil-Aktivisten wie er seien die Schnittstelle zwischen Deutschland und Syrien, sagt Ibrahim. „Wir helfen, sichere Netzwerke aufzubauen, versorgen die Aktivisten vor Ort mit Geld und Materialien und stellen Kontakt zu internationalen Medienvertretern her.“

Für die Zukunft Syriens hofft Ibrahim auf ein demokratisches System. Wie der Weg dorthin aussehen könnte? Hozan Ibrahim setzt seine Brille ab und überlegt. Dass sei eben die schwierige Frage, sagt er lächelnd. Vielleicht könnte ein westlicher Militärschlag ein Instrument sein, um das Töten zu stoppen und das Assad-Regime zu stürzen. Doch die politische Arbeit, der Aufbau einer demokratischen Ordnung müsse von den Syrern kommen.

Dafür brauche man Unterstützung aus Deutschland. Die zivilgesellschaftlichen Bewegungen müssten finanziell gestärkt werden – auch um die islamistischen Kräfte zurückzudrängen. Erst dann, glaubt er, könne der Frieden gelingen. Bis dahin sei es aber noch ein langer Weg. „Das Land ist zerstört, die Menschen sind auf der Flucht.“