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Archiv-Artikel

„Nur mit Vertrauen des Beirats“

Werner Mühl ist seit drei Monaten zwangspensioniert – weil der Innensenator sich weigert, ihn erneut zum Ortsamtsleiter in Schwachhausen zu ernennen. Ein Bericht aus der politischen Geiselhaft

Interview Eiken Bruhn

taz: Sie sind seit dem ersten März in Pension, obwohl einer zweiten Amtszeit nichts im Wege steht – wie geht es Ihnen?

Werner Mühl: Ich finde es sehr irritierend, dass der Innensenator mir sogar schriftlich mitgeteilt hat, dass er mich im Senat als Ortsamtsleiter vorschlagen will – und dann aber nichts dergleichen geschieht.

Der Innensenator begründet dies damit, dass man Sie „im Paket“ berufen wolle: Erst wenn es eine Lösung für den Ortsamtsleiter in Burglesum gibt, sollen Sie wieder arbeiten dürfen.

Ich verstehe nicht, was ich mit den Vorgängen in Burglesum zu tun habe. Sowohl die Behörde als auch die Beiräte haben sich einstimmig für mich ausgesprochen – ich habe mich ja überhaupt nur beworben, weil mich die Beiräte ausdrücklich gebeten haben, wieder zu kandidieren.

Wie lange werden Sie sich noch hinhalten lassen?

Das möchte ich nicht beantworten, weil ich mir selbst noch nicht darüber im Klaren bin. Finanziell ist das kein Problem, ich kann von meiner Pension vernünftig leben. Ich habe aber mal gesagt, dass ich das nicht endlos mitmache. Wenn das jetzt beispielsweise noch ein halbes Jahr dauern würde, müsste ich mich in viele Bereiche wieder neu einarbeiten.

Schauen Sie im Ortsamt noch nach dem Rechten?

Ich gucke ab und zu vorbei und informiere mich, damit ich auf dem Laufenden bleibe, manchmal werde ich um Rat gefragt. Es geht hier aber im Übrigen nicht nur um meine Person. Ich habe die Sorge, dass durch diese Sache das Beiratswesen allgemein leiden könnte. Und ich denke an meine ehemaligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die jetzt seit drei Monaten die Arbeit für mich mit machen müssen. Da bleibt mit Sicherheit auch etwas liegen – und das ist nicht im Sinne der Bürger im Stadtteil.

Ist es ein Problem, den Regeln der Verwaltung verpflichtet zu sein und andererseits den Interessen des Beirats zu dienen?

Ich verstehe meine Aufgabe so, dass ich den Beiräten als Kommunalparlamente loyal zuzuarbeiten habe. Nur wenn die sich mal verstiegen haben sollten in eine Argumentation, die ich nicht so sachlich finde, dann würde ich immer versuchen, die Beiräte zu überzeugen.

Ist das für Sie ein Traumjob?

Ja, unbedingt. Anfangs musste ich umdenken lernen, dass ich als ausgebildeter Verwaltungsbeamter nicht nur nach Recht und Gesetz gucke, sondern auch nach der Interessenlage der Bevölkerung.

Würden Sie das Amt antreten wollen, wenn Sie nicht den Segen des Beirates hätten – so wie im Fall des Burglesumer Bewerbers Kai Oliver Thielking?

Nein. Ich kann mit denen nur zusammenarbeiten, wenn die mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Ich hätte schon ein Problem, wenn es eine knappe Mehrheit wäre.

Stehen Ihre Beiräte eigentlich bei Ihnen auf der Matte und beknien Sie, nicht aufzugeben?

So würde ich es nicht ausdrücken. Aber nachdem ich diese Woche schon wieder nicht ernannt wurde, haben mich viele Leute darauf angesprochen. Ich bekomme viele Anrufe und Mails mit der Bitte, durchzuhalten. Die Beiräte erwarten jetzt von mir, dass ich Sie nicht im Stich lasse.

Haben Sie von der Behörde ähnlich aufmunternde Worte gehört?

Bisher habe ich nur auf Nachfrage und aus der Presse erfahren, dass ich immer noch nicht ernannt worden bin. Es würde schon mal ganz gut tun, das auch von dieser Seite zu hören, ja.