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Archiv-Artikel

■ Reaktionen zur Berichterstattung über die Nichtverleihung des Heinrich-Heine-Preises an Peter Handke in der taz vom 31. Mai 2006 Einmischung ist angemessen

betr.: „Zensur hilft gegen Unsinn nicht“ von Daniel Haufler

Selbstverständlich ist es kein schöner Vorgang, wenn sich die Stadtpolitik oder Politik im Allgemeinen in die Entscheidung einer Jury einmischt. Ich halte diese Einmischung aber nicht nur für dringend notwendig, sondern auch für angemessen.

Peter Handke hat sich mit seiner mehrfach geäußerten und publizierten Meinung über Milošević und die Kriegsverbrechen im Jugoslawienkrieg selbst für den Heine-Preis disqualifiziert: Nicht nur durch seine fanatische Parteinahme für die Serben und die Relativierung des Holocausts brach er mit dem Geist Heinrich Heines, sondern besonders durch seine Rede bei der Beerdigung des Diktators, in welcher er serbischen Schriftstellern, die unter Milošević unterdrückt und verfolgt worden sind, Verzerrung und Hetze gegen das eigene Volk vorwarf. Das war weder mutig noch steht es in der Tradition von Heinrich Heine – es war eine Diffamierung des kulturellen serbischen Widerstandes gegen die Diktatur des Slobodan Milošević.

Handke und Heine sind nicht vereinbar. Die Düsseldorfer Stadträtinnen und Stadträte haben mit der gestrigen Entscheidung Schaden von der Stadt und dem Heine-Preis abgewendet.

MARTIN-SEBASTIAN ABEL, Düsseldorf