: Spätes Glück
TENNIS Bei den French Open stehen Francesca Schiavone und Samantha Stosur erstmals im Finale
PARIS dpa/taz | Sie sind beide Debütantinnen beim diesjährigen French-Open-Finale. Und allein schon aufgrund ihres Alters ist das außergewöhnlich. Wer vor Turnierbeginn die 29-jährige Italienerin Francesca Schiavone und die 26-jährige Australierin Samantha Stosur zu seinen Endspielkandidatinnen erkoren hätte, wäre zu Recht für einen Phantasten gehalten worden.
Schiavone, die Nr. 17 der aktuellen Weltrangliste, feiert bereits mit ihrer Finalteilnahme ihren mit Abstand größten Karriereerfolg. Schon jetzt steht fest, dass sie in die Top-Ten vorstoßen wird. Holt sich Schiavone den „Coup Suzanne Lenglen“ und den 1,12-Millionen-Euro-Siegerscheck, wäre es Italiens erster Grand-Slam-Titel seit Adriano Panattas Roland-Garros-Sieg 1976. Im Halbfinale profitierte sie nach gewonnenem erstem Satz von der verletzungsbedingten Aufgabe der Olympiasiegerin Jelena Dementjewa. Zuvor hatte die kleine Frau mit dem großen Kämpferherz schon die Weltranglisten-Dritte Caroline Wozniacki aus Dänemark aus dem Turnier geworfen.
Für das Finale wird aber klar die Weltranglisten-Siebte Stosur favorisiert: Nacheinander besiegte die Australierin mit der beeindruckend athletischen Physis die viermalige Roland-Garros-Siegerin Justine Henin (Belgien), die Weltranglisten-Erste Serena Williams (USA) und die frühere Nummer eins Jelena Jankovic (Serbien). Mit 20:2 Siegen ist sie die Sandplatz-Königin der Saison. Und im Vergleich mit Schiavone führt sie 4:1.
Die Vorzeichen sprechen also eindeutig für Stosur. Dabei bestritt die Australierin erst mit 15 Jahren ihr erstes Sandplatzspiel. Aber Stosur relativiert: „Jedes Match ist anders. Im ersten Grand-Slam-Finale sind die Nerven mit im Spiel.“ Egal wer gewinnt, anders als sonst werden am Ende keine Russinnen, Belgierinnen oder die Williams-Schwestern jubeln. Das Frauentennis ist unberechenbarer geworden. Das Publikum in Paris ist sehr angetan von dieser Entwicklung.