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: Niederlage trotz Flammenwerfer

HANDBALL Beim Topspiel verlieren die Füchse gegen den THW Kiel am Sonntag mit 29:33 und geraten damit im Meisterschaftsrennen ins Hintertreffen. Manager Hanning verlängert trotzdem seinen Vertrag

Es brennt bereits vorher auf der Platte. Ein paar Flammenwerfer sind vor Anpfiff auf dem Spielfeld aufgebaut – als sei es noch nötig, den 10.000 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle für dieses Match einzuheizen. Der THW Kiel – so etwas wie der FC Bayern der Handball-Bundesliga – ist am Sonntag zu Gast bei den Füchsen Berlin. „Für das Spiel hätten wir auch das Olympiastadion vollbekommen“, wusste Füchse-Manager Bob Hanning, selten um einen markigen Spruch verlegen, vor der Partie zu berichten.

Feuer und Leidenschaft entfachen dann sowohl Fans als auch das Füchse-Team während der 60 Spielminuten – zum Sieg reicht es dennoch nicht: Mit 29:33 (12:18) verlieren die Berliner gegen den 18-fachen Deutschen Meister. Während Kiel nun als Zweiter mit einem weiteren Sieg die Herbstmeisterschaft holen kann, sind die Füchse als Dritte vorerst raus aus dem Meisterschaftsrennen. „Kiel war heute einfach besser als wir, wir waren immer ein Stück hinterher“, sagte Füchse-Coach Dagur Sigurdsson nach dem Match.

Nervöser Spielbeginn

Nervös beginnen die Berliner das Match: Sie verlieren viele Bälle und schließen zu früh, zu ungenau, zu fahrig ab. Nur Keeper Silvio Heinevetter, der einen Siebenmeter von Filip Jicha hält und danach ein paar Paraden abliefert, hält die Füchse im Spiel. Für die Treffer der Berliner sind die Rückraumspieler Bartomiej Jaszka (am Ende 6 Treffer) und Konstantin Igropulo (5) zuständig – dank ihnen bleiben die Füchse zumindest an den Kielern dran. Nach einer Viertelstunde heißt es dennoch 6:10.

Am Kreis stehen dabei hüben wie drüben harte Deckungen: Während Füchse-Rückraumspieler Pavel Horak von der Kieler Defensive ein ums andere Mal am Wurf gehindert wird, zupft die Füchse-Abwehr immer mal wieder am Trikot des Kieler Starspielers Filip Jicha. Die Kieler lassen sich davon kaum beeindrucken: Nüchtern und unspektakulär spielen sie ihren Stiefel runter, die Füchse hingegen können diesem hohen Niveau nicht standhalten. Sie vergeben zwei Siebenmeter und verlieren zu oft den Ball in der Vorwärtsbewegung. Zur Pause führt Kiel 18:12.

In der zweiten Hälfte geht Füchse-Coach Dagur Sigurdsson volles Risiko: Bei den Angriffssituationen seines Teams lässt er ohne Torwart und mit einem Mann mehr im Angriff spielen. Diese Taktik, schon mehrmals erfolgreich eingesetzt, geht an diesem Tag daneben: Nach Ballverlusten im Angriff treffen die Kieler zweimal ins leere Tor. „Wir mussten dieses Risiko gehen“, sollte der Trainer später erklären. Nach 40 Minuten ist das Spiel aber gelaufen, neun Tore Vorsprung hat der Gast zu dem Zeitpunkt.

Nach Nachlässigkeiten der Kieler liegt für kurze Zeit noch ein Wunder in der Luft, als die Füchse erst auf 23:27, später auf 28:31 verkürzen. Beide Male aber reagieren die Norddeutschen klasse, indem sie bei den Gegenzügen treffen. Der serbische Nationalspieler Marko Vujin ist ihr alles überragender Akteur: Er erzielt zwölf Treffer.

Waren die Berliner vor zwei Wochen noch kurzzeitig Tabellenführer, sollten sie sich nun darauf konzentrieren, die Champions League (CL)-Ränge zu erreichen – der dritte Platz berechtigt zur CL-Teilnahme. Aber ihr Vorsprung auf die Plätze vier und fünf beträgt nur einen Punkt.

Im EHF-Pokal, vergleichbar mit der Europa League der Fußballer, erhoffen sich die Füchse derweil ein Finale dahoam: Das Endturnier des Pokals wird am 17./18. Mai 2014 in Berlin ausgetragen. „Die Wahrscheinlichkeit auf den ersten Titelgewinn der jüngeren Vereinsgeschichte ist zu Hause wesentlich größer als auswärts“, sagt Manager Bob Hanning dazu. Doch erst mal steht in diesem Wettbewerb die Gruppenphase an.

Hanning wird den Füchsen im Übrigen erhalten bleiben: Kurz vor dem Spitzenspiel am Sonntag hat er seinen Vertrag bis 2018 verlängert. JENS UTHOFF