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Archiv-Artikel

Käfige für Hooligans

Der Staat bereitet sich auf ungeliebte WM-Gäste vor: Beschleunigte Verfahren für Störer und Kriminelle

Straftätern droht bei der WM ein kurzer Prozess: Die deutsche Justiz rüstet personell während des vierwöchigen Turniers deutlich auf und dürfte bei Störern und Kriminellen verstärkt von der Möglichkeit beschleunigter Verfahren Gebrauch machen. Zugleich werden im Justizvollzug vorsorglich die räumlichen Kapazitäten aufgestockt – Bundesländer wie etwa Nordrhein-Westfalen halten dazu Container bereit, in denen Gewalttäter nach ihrer Festnahme vorübergehend untergebracht werden können.

Für Staatsanwälte und bestimmte Richter werden während des Turniers zusätzliche Bereitschaftsdienste eingerichtet – Vertreter der Staatsanwaltschaft sind dann rund um die Uhr erreichbar, um bei Festnahmen über das weitere Vorgehen gegen Störer oder Hooligans zu entscheiden. Außerdem stehen mehr Richter bereit.

Auch die Amtsanwaltschaft Berlin wird die Zahl ihrer Dezernenten am Bereitschaftsgericht Tempelhofer Damm um bis zu zehn Amtsanwälte erhöhen. Damit soll sichergestellt werden, dass Verfahren gegen Kriminelle aus dem Fußball-Umfeld schnell abgeschlossen werden können – im Idealfall innerhalb weniger Stunden.

Grundlage dafür ist das bereits seit 1877 in der Strafprozessordnung verankerte so genannte beschleunigte Verfahren, das in „normalen Zeiten“ allerdings eher selten angewandt wird. Voraussetzung für einen solchermaßen kurzen Prozess ist eine klare Beweislage; außerdem darf die Freiheitsstrafe für den Beschuldigten ein Jahr nicht überschreiten.

Wegen der womöglich steigenden Zahl von Untersuchungshäftlingen während der WM gelten zudem für zahlreiche Gefängnisse Notbelegungspläne; außerdem wurden Transportbereitschaften eingerichtet.

In Nordrhein-Westfalen müssen Hooligans damit rechnen, vorübergehend in Käfigen zu landen. Wie schon zuvor bei großen Demonstrationen – unter anderem bei Castor-Transporten – wird die NRW-Polizei bei Bedarf „mobile Gewahrsamzellen“ einsetzen. AFP