LESERINNENBRIEFE :
Beachtliche Argumentationskette
■ betr.: „Klimagipfel. Ins Scheitern verliebt“, taz vom 9. 12. 13
Man kann sich schon wundern: Bernhard Pötter scheint der Meinung zu sein, dass nicht die mächtigsten Akteure auf den Klimakonferenzen – das sind nach wie vor Industrie- und einige Schwellenländer – für deren Scheitern verantwortlich sind, sondern die, die ohnehin ohne jedes Stimmrecht lediglich als Beobachter zugelassen sind, nämlich „Greenpeace, WWF und Co“ samt ihren „unrealistischen Erwartungen“. Wer dauernd vom Scheitern der Konferenz spricht, soll also am Ende dafür verantwortlich zeichnen, dass diese gescheitert sind, nicht hingegen die, die ihre Namen unter das Schriftstück gesetzt haben!? Eine beachtliche Argumentationskette!
Aber wie kommt Pötter dazu zu glauben, dass die Mitglieder von Greenpeace und BUND, zu denen auch ich gehöre, die jetzt ein Scheitern der globalen Klimakonferenzen konstatieren, irgendwas an diesem Koalitionsvertrag einer zukünftigen Großen Koalition gut finden? Wieso meint er, Umweltschützer würden sich nicht darüber aufregen, dass dieser die Energiewende begräbt? Längst steht mein Name, wie der von 10.000 anderen unter dem Aufruf www.wider-die-grosse-koalition.de!
Die vermeintliche Ex-Chef-Klimaschützerin Angela Merkel hat diesen Koalitionsvertrag unterzeichnet. Sie und ihre Kollegen Horst Seehofer und Sigmar Gabriel haben ihn zu verantworten, nicht ihre KritikerInnen! Und bei der viel gerügten Postwachstumsökonomie, die Pötter – ohne den Begriff zu nennen – als Luxusspaß des reichen Westens zu diskreditieren sucht, geht es gerade darum, eine Ökonomie zu begründen, die weniger kapitalabhängig ist und mit massiv weniger Emissionen auskommt und eben deswegen global angewandt werden kann, ohne die Tragfähigkeit des Planeten weiter zu ruinieren. Weil sie aber regional aufgebaut wird, wird sie der Konzentration von Macht und Kapital entgegenwirken – Grund genug für manche Kapitalisten, das Konzept zu diffamieren. Die Postwachstumsökonomie will weg von der sattsam bekannten ressourcenintensiven und wachstumsabhängigen Wegwerfökonomie, die unsere Erde in den Abgrund treibt. GUDULA FRIELING, Dortmund
Maßnahmen für den Papierkorb
■ betr.: „Klimagipfel. Sonne und Wind trotz Kioto“, taz v. 10. 12. 13
Über den ausgezeichnet geschriebenen Artikel von Martin Unfried mit seiner gut begründeten Fürsprache nationaler Alleingänge in Sachen erneuerbarer Energiewende habe ich mich sehr gefreut. Daraus ergibt sich für die neue Regierungskoalition die Konsequenz, ihre die Energiewende bremsenden vereinbarten Maßnahmen in den Papierkorb zu werfen und die Energiewende beschleunigende Maßnahmen zu beschließen und umzusetzen. ARTUR BORST, Tübingen
Nicht moralisierend
■ betr.: „Kinder der sexuellen Revolution“, taz vom 5. 12. 13
Endlich ein Dossier in der taz, in dem die verschiedenen Aspekte der Thematik nicht moralisierend untergebügelt werden. Vielen Dank! JULIANE JACOBI, Berlin
Grüne Steigbügelhalter
■ betr.: „Rot-grüne Chance für Kraftwerk-Schwarzbau“, taz vom 9. 12. 13
Eine kleine Nachricht nur am Montagmorgen, aber große Wirkung in meiner grünen Seele. Ein grüner Umweltminister, Herr Remmel, stimmt dem Zielabweichungsverfahren für den Schwarzbau eines Kohlekraftwerks in Datteln zu. Die Parteibasis wird nicht befragt, die Grünen vor Ort heulen auf, aber es nützt nichts. Johannes Remmel hätte es verhindern können, aber es fehlte der Wille. Eine milliardenschwere Fehlinvestition soll legalisiert werden, und die NRW-Regierungsgrünen, die am 30. November noch ihre Berliner Kollegen gegen Kohle demonstrieren sahen, geben ihr politisches Plazet zu dem Versuch, den Stromkunden neue Milliardenkosten aufzubürden. „Subventionen für die fossilen Energien“ werden uns vermutlich noch in 40 Jahren daran erinnern, was wir den wahlweise wenig standhaften oder realpolitisch „vernünftigen“ Grünenfraktionären und Ministern mit zu verdanken haben, die lieber die Verantwortung auf die Gerichte abschieben, statt sich politisch selbst in den Wind zu stellen. Gutachten gegen das Zielabweichungsverfahren gab es genauso wie Gutachten dafür, es war also, wie so oft, reine Politik, der Hannelore den Steigbügel zu halten. MICHAH WEISSINGER, Essen
Fans in der Pflicht
■ betr.: „Press-Schlag. Die Dogmen müssen weg“, taz vom 9. 12. 13
Ich weiß, dass der taz Fußball nicht das Hauptanliegen bedeutet, aber dafür wenige und differenzierte Artikel veröffentlicht werden jenseits der Sport-Bild-Meinungsbildung. Dafür ein generelles Danke! Es gibt ihn: den taz-Leser und Dynamo-Fan.
Als solcher fielen mir schon mehrfach die Kommentare und Beiträge von Christoph Ruf auf, so auch der oben genannte, der die Vorgänge (Ausschreitungen) im Vorfeld der Begegnung Arminia Bielefeld gegen Dynamo aufnimmt. Ich freue mich über diese Sichtweise, weil Dynamos „sportliche Leistung“ – und um die geht es – mal wieder im Schatten stehen muss. Es ist Ruf Recht zu geben, der vor allem die Fans (oder durch diese angezogene Erlebnissüchtigen) in der Pflicht sieht: das Beispiel Dynamo zeigt die Hilfslosigkeit aller Verantwortlichen und die echte Frustration. Um so wichtiger sind die Ruf’schen Stimmen. HEINRICH LÖBER, Karlsruhe