Das Knaller-Paket

„Bild“ wirbt für Lidl – ohne auf Werbung hinzuweisen

BERLIN taz ■ Billiger geht es wohl kaum. „6 Flaschen Bier + 1 Tüte Erdnuss-Flips + 1 Deutschlandfahne nur 99 Cent!“ Mit dieser Schlagzeile lockte gestern Deutschlands auflagenstärkste Verkaufszeitung. „WM-Knaller von Lidl und Bild“ nennt das Springer-Blatt die halbseitige Anzeige – allein das Wörtchen „Anzeige“ fehlt. Dürfen die das?

Volker Nickel, Geschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW), ist skeptisch. Da für den flüchtigen Konsumenten nicht erkennbar sei, dass es sich um ein Verkaufsangebot handelt, „bedarf der Text des Wortes ‚Anzeige‘ “, sagte Nickel der taz. Unlauterer Wettbewerb also?

Als einen „besonders krassen Fall von unlauterer Werbung“ bewertet jedenfalls Carel Mohn, Pressesprecher des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, das „Fan-Paket“. Auch medienrechtlich sei die Aufmacher-Anzeige bedenklich. „Leider bleibt es relativ folgenlos, wenn man dagegen klagt“, sagt Mohn. Bewusst würde Springer die geltenden Regeln missachten – mögliche Anwaltskosten werden dann aus der Portokasse gezahlt. Denn Gewinn schmälert das kaum.

Tobias Fröhlich, Pressesprecher der Bild, sieht die Sache naturgemäß anders: „Das ist eine Aktion der Zeitung für ihre Leser mit einem Partner und als solche klar erkennbar“, sagte Fröhlich der taz. Insofern sei die gestrige Bild-Seite 1 weder berufsethisch unbedenklich, da sie nicht gegen Ziffer 7 des Pressekodex verstoße, wo die Vermischung von Werbung und redaktionellem Inhalt verboten ist, noch verstoße sie gegen die eigenen „journalistischen Leitlinien“ von Springer.

„Die werden immer besser“, kommentierte eine Verbraucherschützerin der taz gegenüber die Werbeaktion. Sie irrt. Schon zur EM 2004 titelte die Bild: „ EM-Knaller von Plus und Bild. Riesen-Völlerei. Sechs Flaschen Bier nur 79 Cent. Sechs Grillwürste nur 79 Cent.“ KUZ