… DAS TACHELES?
: Dem nächsten Bundespräsidenten helfen

Wer auch immer als Nachfolger von Horst Köhler ins Schloss Bellevue einziehen wird – er darf sich auf eine Stadt mit aktiver Bürgerschaft freuen. Die Offszene aus Mitte etwa wendet sich jetzt schon mal prophylaktisch in einem offenen Brief an „den zukünftigen Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland“ – mit konkreten Wünschen und Ratschlägen.

Der Neue, so fordert das Kunsthaus Tacheles, solle sich erstens und selbstverständlich für den Erhalt des Tacheles an der Oranienburger Straße einsetzen, das akut von der Räumung durch eine fiese Landesbank bedroht ist. Weil Schuldner und Gläubiger, also Noch-Eigentümer Anno August Jagdfeld und die nur mit Staatsknete aus der Spekulationskrise gerettete HSH Nordbank, gemeinsame Immobilienmauscheleien zum Schaden der Allgemeinheit betrieben, solle der Bundespräsident einschreiten. Und dem Unternehmer Jagdfeld, dessen Wirken der Bundesrepublik großen Schaden zufüge, das Bundesverdienstkreuz wieder aberkennen.

Damit der künftige Grüßonkel der Nation weiß, wie er sich für die Demokratie nützlich machen kann, bekommt er von den Tacheles-Machern gleich ein paar Tipps zur erfolgreichen Amtseinführung. Erstens: am 28. Juni bei der „Megaspree“-Demo mitlaufen und dort durch glänzende Reden die Volksseele erwärmen. Zweitens: unverzüglich „die derzeitige Bundesregierung entlassen, da sie den Herausforderungen unserer Zeit nicht gewachsen ist und die Vermögenden einseitig begünstigt“. So weit die Vorschläge des Vereins, der mit dieser Intervention bewiesen hat, dass er durchaus gemeinwohlorientiert denkt.

Vielleicht sollte Herr Gauck oder Herr Wulff gleich Wohnung in der Tacheles-Ruine beziehen. Damit wäre das neue Staatsoberhaupt ganz nah bei seinen Ratgebern. Und hätte ein Domizil, dessen äußerliche Anmutung in Zeiten der Krise ein ehrliches Bild abgibt. API Foto: ap