piwik no script img

Archiv-Artikel

Die Knigge-Frage

Darf man sich über Geschenke beschweren?

Es gibt Leute, die dürfen sich über Geschenke beschweren – die Trojaner zum Beispiel. Vor deren Tor stellten die Griechen ein äußerst listiges Präsent: ein hölzernes Pferd, gefüllt mit blutrünstigen Soldaten. Das Ende der Geschichte ist bekannt.

Schneewittchen bekam von ihrer Stiefmutter einen vergifteten Apfel geschenkt. Und obwohl die Geschichte letztlich ein gutes Ende fand, hätte Schneewittchen sich beschweren dürfen.

Für uns Normalsterbliche gilt aber: Füße stillhalten. Auch wenn unterm Weihnachtsbaum nur Unbrauchbares liegt.

Die meisten Menschen geben sich mit ihren Geschenken nämlich Mühe. Sie machen sich vorher Gedanken, investieren Zeit und haben – anders als die Griechen und Schneewittchens Stiefmutter – in der Regel keine mörderischen Absichten. Sie wollen dem Beschenkten eine Freude machen. Wer es schafft, daraus eine Beschwerde zu stricken, der tut dem Schenker Unrecht.

Um jeglichen Einwänden vorwegzugreifen, ein Zitat von Adolph Freiherr Knigge: „Die Dankbarkeit ist eine der heiligsten Tugenden; wer Dir Gutes getan, den ehre! Danke ihm nicht nur mit Worten, sondern suche auch jede Gelegenheit auf, wo Du ihm wieder dienen und nützlich werden kannst.“ CHRISTIAN FLEIGE

■  Sie haben eine Benimmfrage? Mailen Sie an knigge@taz.de