: Geschlachtet und in den Müll geworfen
Norwegen lässt im Barentsmeer jedes Jahr 10.000 Robben schlachten – und zahlt dafür viel Geld. Die Regierung in Oslo subventioniert zunächst die Jagd und dann die Vernichtung der Felle. Denn diese finden schon lange keine Abnehmer mehr
AUS STOCKHOLM REINHARD WOLFF
„Wir haben ja im Prinzip nichts gegen die Robbenjagd“, sagt Rasmus Hansson vom World Wide Fund in Norwegen. „Einzige Voraussetzung: Man sieht die Robbe als wertvolle Meeresressource, die der Mensch nutzen kann.“ Doch in Norwegen landen geschlachtete Robben schlicht im Müll. Das ist jetzt erstmals bekannt geworden.
Jedes Jahr subventioniert Oslo die Tötung von 10.000 Sattelrobben im Barentsmeer. Dabei geht es nicht wie in Kanada und Grönland um die begehrten weißen Felle. Die norwegische Regierung argumentiert, die Robben fräßen den Fisch weg. Deshalb dürfe es nicht zu viele von ihnen geben.
Jede Robbe verspeist täglich bis zu 3 Kilo Fisch. Sie schätzt dabei vor allem den Kabeljau, der auch dem Menschen besonders gut schmeckt. Nach offiziellen Angaben leben rund 2 Millionen Robben in den Meeresgebieten, in denen Norwegen jagt. Die Regierung hat sich unlängst mit Russland verständigt, den Bestand nicht größer werden zu lassen. Allein: Ein großer Teil der von den Fischer angelandeten Robbenfelle landet im Abfall und wird verbrannt.
Halvard Wensel, Pressesprecher des Fischereiministeriums in Oslo, erklärt: „Vor allem Robbenfelle aus dem südöstlichen Teil des Barentsmeers und solche älterer Tiere sind von schlechter Qualität.“ So könne allenfalls das Robbenfleisch verwertet werden – in der Tierfutterindustrie. Und allein in den letzten Monaten seien Tausende von Fellen vernichtet worden. Die Entsorgung wird übrigens wie der Fang selbst von der norwegischen Regierung finanziert.
Die Umweltschützer in Norwegen empört die Ressourcenverschwendung: Die Abschlachtung um einer abstrakten Quote willen habe nichts zu tun mit einer vernünftigen Verwaltung des marinen Reichtums. Aus Sicht der Jagdkritiker werden die Robben zu Unrecht dafür veranwortlich gemacht, dass die Schiffsflotten immer weniger Kabeljau nach Hause bringen.
Die Lobbyisten der Fischer lenkten mit ihren Argumenten nämlich nur von der eigentlichen Bedrohung für das Meeresleben ab: der Überfischung der Bestände und der illegalen Fischerei. WWF-Experte Hansson sagt: „Die Robbe sollte als Ressource gesehen werden, nicht als Pest.“ Er findet es „völlig abwegig“, den Tieren die Schuld an strukturellen Problemen der Fischerei zu geben.
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