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Archiv-Artikel

Prügel für die Sportgemeinschaft

Nach dem 2:0 gegen Trinidad & Tobago freuen sich die Engländer, dass der ewige Patient Rooney die Presse ablenkt

NÜRNBERG taz ■ Am Tag nach dem 2:0-Sieg der englischen Nationalmannschaft gegen Trinidad und Tobago befriedigte die Zeitungen daheim nicht einmal die Rückkehr des ewigen englischen Patienten Wayne Rooney. Selbst der seriöse Guardian spöttelte nach nur sieben aufregenden Minuten und zwei Toren von Peter Crouch und Steven Gerrard von „witzlosen Engländern“.

Trotzdem war der Sieg wie eine Befreiung für eine Sportgemeinschaft, die in Ratlosigkeit und nervöser Anspannung versunken war, bevor Crouch vom FC Liverpool den Ball in der 83. Minute ins Tor köpfte. Wie unfair das Ganze ablief, entlarvten Bilder des österreichischen Fernsehens. Als ginge es um einen lächerlichen Streit auf dem Pausenhof in der Schule, zog der 1,98 große Hüne seinen Gegenspieler plump an den Haaren. „Er saß auf meinen Rücken“, sagte der bedauernswerte Brent Sancho. „Aber so ein Foul wird bei einem kleinen Land nicht gepfiffen.“ Und Trainer Leo Beenhakker sagte: „Mehr kann man als kleines Land nicht tun, wir haben sehr mutig gespielt. Wir fahren alle auf der gleichen Straße, aber mit verschiedenen Autos.“

Drüben auf der Insel fand das irreguläre Tor, das aber nun als Tatsachenentscheidung unumstößlich in den Büchern steht, kaum Erwähnung. Dass man siegen würde, stand dort schon fest. Zu beherrschend das Thema um den Mittelfußbruch von Wanye Rooney vor sieben Wochen und sein Comeback gegen Trinidad und Tobago. Nach 56 Minuten brachte Englands Coach Sven-Göran Eriksson den Stürmer von Manchester United. Der mühte sich und „gab uns einen enormen Auftrieb“, befand Kapitän Beckham. Am Ende stand aber auch bei Rooney eine durchwachsene Bilanz, denn „selbst der Heiland braucht Spielpraxis“, schrieb der Guardian. Und das Krawallblatt Sun orakelte: „England wird besser zusammenspielen müssen, damit wir nicht lange vor dem Finale die Heimreise antreten. Rooney allein kann diese WM nicht gewinnen.“

Eriksson richtete den Blick unverdrossen nach vorne. „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass diese Rooney-Saga nun endlich ein Ende findet. Bei uns hatte am Ende jeder das Thema so was von satt“, raunzte der Trainer.

Nun hat Rooney seine Ruhe und Crouch steht in den Schlagzeilen. Der Mann, den sie als „Basketballspieler“ verspotten, weil er so groß ist, hatte es nie leicht in England. Oft berichtet er in diesen WM-Tagen von vielen kernigen Beleidigungen, die er ertragen musste, weil er anders aussieht als alle anderen. Diesmal ist der ungeliebte Stürmer zum Helden geworden und kaum einer fragte nach, wie sein Tor zustande kam, mit dem er den unbeweglichen, schwerfälligen Favoriten England vor einer Blamage bewahrte. OLIVER TRUST