: Raus aus dem Schrank
VON KATHLEEN FIETZ
Auch in der queeren Hochburg Berlin kann frau auf einer Party große Augen oder sexistische Sprüche ernten, wenn sie sich als nichtheterosexuell outet. „So siehst du gar nicht aus“, spricht es aus den kreisrunden Augen, falls sie dem Klischee der kurzhaarigen Butch im Holzfällerhemd nicht zu entsprechen vermag. Drei Bier braucht der heterosexuelle Chauvi für die Frage, ob er beim Sex mal zugucken dürfte. Fünf für das Angebot, ihr selbstlos zum ersten guten ihres Lebens zu verhelfen. Lehnt sie das ab, ist es zur Bezeichnung „Kampflesbe“ nicht mehr weit.
Es ist nachvollziehbar, wenn Frauen sich das ersparen wollen und nicht „rauskommen aus dem Schrank“ – wofür das Wort Coming-out (of the closet) wörtlich steht. Falsch ist es dennoch. Gerade von prominenteren „Schranklesben“ in Politik, Sport und den Führungsriegen, die ob ihrer Position den einseitigen Stereotypen etwas entgegensetzen könnten. Dem Chauvi von nebenan werden dagegen in den Medien nur die immergleichen Stereotypen präsentiert. Zwischen dem männerhassenden oder gar -mordenden Lesbenmonster, dem Vergewaltigungsopfer oder dem sexlosen Lesbenpaar in der Vorabendserie haben auch Kino und Fernsehen nach wie vor nichts zu bieten.
Sexuell attraktiver
Dringend nötig sind Rollenvorbilder, jenseits der Kategorisierung von Lesben in die harte Butch oder weibliche Femme. Wir brauchen Frauen in der Öffentlichkeit, die die Vielfältigkeit lesbischen Lebens sichtbar machen. Damit auch der Mainstreamfilm mal von einer Frau erzählen kann, die sich für eine Frau entscheidet, ohne ein Problem mit Männern zu haben. Einfach nur, weil sie sie für die sexuell attraktivere Spezies hält.