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Archiv-Artikel

Sicherheit auf Berlinerisch

In Berlin sind zwei Schläger auf einem Fan-Fest als Ordner beschäftigt. Sechs Leipziger Security-Leute wollten sich mit Hooligans prügeln. Polizisten sollen zudem 21-jährigen Fan vermöbelt haben

AUS BERLIN MAURITIUS MUCH

Eigentlich sollen private Sicherheitsdienste die Stadien und Fanfeste vor Hooligans schützen. Dafür haben die Fifa und die lokalen Veranstalter insgesamt 15.000 Wachleute angestellt. Doch in Berlin ticken die Uhren anders. Hier sorgen Hooligans für die Sicherheit – zumindest an einem Fanfest in Alt-Karow im Osten der Stadt: Dort arbeiten zwei bekannte Schläger als Ordner und werden selbst zur Gefahr für die Sicherheit.

Bei zwei Kontrollen des Festes am 9. und am 13. Juni erkannten Berliner Polizeibeamte die zwei Security-Leute wieder: Im November hatten sich die und rund fünfzig weitere deutsche Hooligans mit ebenso vielen polnischen Krawallmachern in einem Wald bei Frankfurt an der Oder geprügelt. „Die beiden Hooligan-Ordner sind in der Datei ‚Gewalttäter Sport‘ gespeichert“, bestätigte ein Sprecher der Berliner Polizei gegenüber der taz. In dieser Datei hat die Zentrale Informationsstelle für Sporteinsätze (ZIS) in Neuss rund 7.000 deutsche Schläger gesammelt.

Noch ist unklar, warum die beiden Hooligans zu Ordnern werden konnten. Bei den rund 400 öffentlichen Fußballübertragungen in ganz Deutschland müssen die Veranstalter selbst für Sicherheit sorgen. Dafür haben sie private Sicherheitsdienste engagiert. Wen die Security-Firmen einstellen, bleibt ihnen überlassen. Allerdings könnten sie keine Anfrage bei der ZIS stellen, ob ein Bewerber für einen Ordnerjob dort als Hooligan gespeichert sei, erklärt ZIS-Sprecher Frank Scheulen. Zudem überprüft die Berliner Polizei die privaten Sicherheitsleute nur, wenn das zuständige Bezirksamt dies anordnet.

Nicht nur in Alt-Karow, sondern auch auf der Fanmeile am Brandenburger Tor gibt es Probleme mit Hooligan-Ordnern. Am 9. Juni, dem Tag des Eröffnungsspiels, wollten sechs Security-Leute auf der Berliner Fanmeile am Brandenburger Tor selbst Krawalle veranstalten. Allerdings gehörten die Männer aus Leipzig nicht zu dem privaten Sicherheitsdienst, der für die Fanmeile zuständig sei, sagte ein Sprecher von Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit gestern. Die Männer sind aber laut Polizei vermutlich Mitglieder einer Leipziger Security-Firma. In ihrer ordnerähnlichen Kleidung hätten sie sich als Sicherheitskräfte der Fanmeile aufgespielt, sagte der Polizeisprecher. Die als Hooligans bekannten Männer wollten sich mit Schlägern des Oberligaclubs BFC Dynamo Berlin prügeln, die Polizei konnte dies aber verhindern.

In der Nacht zum Sonntag sollen fünf Polizeibeamte selbst handgreiflich geworden sein. Wie ein Polizeisprecher der taz bestätigte, sollen fünf Beamte einen 21-Jährigen auf der Fanmeile geschlagen haben. Die Polizei hat Ermittlungen gegen die Beamten wegen Körperverletzung eingeleitet. Drei Beamte seien bereits vernommen, sagte der Polizeisprecher der taz. Ihnen droht ein Disziplinarverfahren. Nach Angaben der Polizei soll sich der junge Mann geweigert haben, die Fanmeile zu verlassen. Zudem habe er die Polizisten beleidigt. Daraufhin hätten die Beamten den Mann zu Boden gerissen, ins Gesicht geschlagen und in den Bauch getreten.