: Bund der AntifaschistInnen
Seit 1947 aktiv gegen den Faschismus: die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
Am 19. April 1945 erklärten die gerade erst befreiten Häftlinge des KZ Buchenwald im „Schwur von Buchenwald“: „Die Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
65 Jahre später ist der Faschismus in Deutschland immer noch nicht überwunden: „Weiterhin gibt es Neonazis, die ihr menschenfeindliches Gedankengut auf die Straße und in die Parlamente tragen“, sagte Markus Tervooren von der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) in einem Gespräch mit der taz.
Nach ihrer Gründung 1947 hatte sich die VVN-BdA, die damals nur VVN hieß, neben der Bekämpfung von Faschismus, der Erinnerung an Verfolgung und Widerstand auch der Betreuung der Opfer des Nazi-Regimes verschrieben. Sie half den Überlebenden der Konzentrationslager und Zuchthäuser, ihre Erlebnisse zu verarbeiten, wieder Fuß in der Gesellschaft zu fassen und für die Taten der Nazis entschädigt zu werden. Sie hatte in der DDR ein nur kurzes Leben, existierte hier bis 1953. In den alten Bundesländern öffnete sich die Vereinigung 1971 für die nachfolgenden Generationen und gab sich den Namenszusatz „Bund der Antifaschisten“. In ihrer aktuellen Form existiert die VVN-BdA seit 2002, nachdem sie sich mit dem im Frühjahr 1990 in der DDR von jungen und alten AntifaschistInnen gegründeten BdA zusammengeschlossen hatte.
Mit der Zeit sind weitere Aufgabenfelder dazugekommen: „Ganz wichtig ist es für uns, das antifaschistische Erbe zu bewahren“, erklärte Tervooren, der seit 2005 in der Vereinigung aktiv ist. Dazu gehöre zum Beispiel, mit Tagungen, Publikationen, Ausstellungen, vielfältigen Gedenkstättenfahrten, Stolpersteinen und anderen Gedenkzeichen an Widerstand und Verfolgung von zehntausenden Frauen und Männern zu erinnern. Gleichzeitig wendet sich die VVN-BdA gegen eine den Faschismus und Kommunismus gleichsetzende Erinnerungskultur.
Seit Jahren setzt sich die Vereinigung außerdem für ein Verbot der rechtsextremistischen NPD ein. Um dieses Ziel zu erreichen, sammelte die VVN-BdA 2007 über 175.000 Unterschriften und 2009/10 mehr als 5.000 Statements von BürgerInnen gegen die NPD. Des Weiteren mobilisierte und unterstützte die Vereinigung die erfolgreichen Blockaden der Naziaufmärsche in Dresden und Berlin.
Zurzeit zählt die VVN-BdA bundesweit 7.000 Mitglieder, welche die politische Arbeit der Vereinigung ermöglichen und von denen einige schon 100 Jahre alt sind. Dabei finanziert sich die Vereinigung hauptsächlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden, bemüht sich bei Projekten auch um Stiftungsgelder. Der Sitz der Berliner VVN-BdA ist im Gebäude des Neuen Deutschland am Franz-Mehring-Platz.
„Unsere Arbeit basiert vor allem auf der Arbeit der kleineren Basisgruppen“, erklärte Jutta Harnisch, die seit fünf Jahren im Berliner Büro arbeitet. Und dafür ist die Vereinigung auf frische Ideen und Tatendrang angewiesen. „Wer Lust hat, eigene Projekte zu realisieren, kann sich bei uns melden“, sagte Harnisch. So würde die VVN-BdA beispielsweise Ausflüge zu Gedenkstätten, Erstellung von Broschüren oder das Legen von Stolpersteinen unterstützen. „Auch Gruppen können auf uns zukommen“, ergänzte Teervoren. Zusammenarbeiten würde die VVN-BdA unter anderem mit dem Antifaschistischen Bündnis Südost und der Antifa Moabit.
Wer Lust bekommen hat, bei der VVN-BdA aktiv zu werden, ist eingeladen, ins Café Sibylle, Karl-Marx-Allee 72, zum „Antifa-Jour-Fixe“ zu kommen, der jeden dritten Montag im Monat stattfindet. Ansonsten läuft bis 27. Juni im Museum Kreuzberg in der Adalbertstraße 95 A am Kotti eine Ausstellung über eine der größten Berliner Widerstandsorganisationen aus der Arbeiterbewegung in den Jahren 1942 bis 1944. LUKAS DUBRO
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