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Archiv-Artikel

Das Gleisdreieck ruft seine Bürger

Für das ehemalige Bahngelände fallen Entscheidungen: Welcher Park und welche Bebauung? B-Plan ist umstritten

Für die Gestaltung der Parkanlagen sowie die Grundzüge der Bebauung auf dem Gleisdreieck-Gelände fallen in den kommenden Wochen wichtige Vorentscheidungen. Am 17. Juli 2006 wird das Land Berlin über elf noch im Rennen befindliche Planungen zur Landschaftsarchitektur zu Rate sitzen und einen Siegerentwurf auswählen. Bis zum 30. Juni können die Anwohner des Areals in den Rathäusern Tempelhof und Kreuzberg den großen Bebauungsplan (B-Plan) einsehen und im Rahmen der gesetzlichen Bürgerbeteiligung für das Verfahren ihre Anregungen und Kritik dazu äußern. Danach werden die Bezirke gemeinsam mit dem Eigentümer des einstigen Bahngeländes, der Vivico, die Bauflächen und deren zukünftige Nutzung festlegen.

Für Mattias Bauer, Mitglied der AG-Gleisdreieck, beinhaltet das Bebauungsplan-Verfahren für die vier großen Bereiche – entlang der Flottwellstraße, rund um das Technikmuseum, an der Möckernstraße und am Yorckdreieck – noch „große Fragezeichen“. Zum einen gehe es darum, dass die zukünftigen Architekturen entlang des Gleisdreieck-Geländes nicht zu massiv ausfallen. „Es muss geklärt sein, wo darf überhaupt gebaut werden und wie hoch ist die Dichte der jeweiligen Bebauung für Wohnen und für Büros.“

Zum anderen, so Bauer, müsse zwischen Investor und den Bezirken im B-Plan verabredet werden werden, wo „Durchwegungen des Gleisdreiecks“ möglich sind. Auch der Denkmalschutz für alte Bahnanlagen dort sollte in das Verfahren einfließen. „Schließlich mangelt es daran, dass im B-Plan Fragen des Stadtklimas unberücksichtigt geblieben sind“, sagt Bauer.

Darum hat die Initiative die Bürger heute zu einem Rundgang auf den insgesamt circa 22 Hektar großen Baufeldern eingeladen. Im Anschluss daran sollen die Baustadträte von Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg, Vertreter der Vivico und der AG-Gleisdreieck mit den Interessierten über die Ziele des B-Plans debattieren.

Als so genannte Ausgleichsmaßnahme für die Bebauung des Potsdamer Platzes war vom Land in den 1990er-Jahren beschlossen worden, das Gleisdreieck neu zu gestalten und zugänglich zu machen. Während die Planungen für eine Parkanlage zwischen dem Landwehrkanal im Norden und den Yorckbrücken im Süden immer auf Zustimmung stießen, blieb die Bebauung der Parkränder bis dato umstritten. Als etwa der Grundeigentümer Vivico Hochhäuser auf dem Gelände realisieren wollte, gingen die Anwohner auf die Barrikaden.

Die Parkanlagen, die die Potsdamer-Platz-Investoren mit 26 Millionen Euro finanzieren, haben zuletzt per Bürgerbeteiligung sowie einem öffentlichen und transparenten Verfahren stattgefunden. Das B-Plan-Verfahren sollte nach Ansicht der AG-Gleisdreieck darum auch viele Interessierte ansprechen, um bis zum 30. Juni 2006 möglichst viele Wünsche und Forderungen vorzubringen.

ROLF LAUTENSCHLÄGER

Veranstaltungen heute: 15 Uhr Führung über das Gelände, Treffpunkt Luckenwalder Straße und 18 Uhr Diskussion im Rathaus Kreuzberg, Yorckstr. 4