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Archiv-Artikel

Flagge gegen T-Shirt

Julia Bonk (PDS) will die Deutschlandfahnen „von der Straße bekommen“. Wichtiger sei eine eigene Identität

Von DENK

Julia Bonk gehört zu der Generation, von der Gregor Gysi im taz-Interview sagte, sie habe ein „völlig normales, unverkrampftes Verhältnis zu ihrem Land“ (taz von gestern). Ja, sie sei in Bezug auf die deutsche Nation „nicht mehr so gestört“ wie Gysis Generation. Und jetzt schießt ausgerechnet die 20-Jährige quer. Bonks Kommentar: „Keine Generation ist homogen.“

Zusammen mit der Jungen Linken hat die sächsische PDS-Landtagsabgeordnete die Aktion „Nein zum Deutschlandhype!“ ins Leben gerufen, die die zur Fußball-WM allgegenwärtigen „Deutschlandfahnen von der Straße bekommen“ will. Wer drei davon abgibt, bekommt ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Nazis raus aus den Köpfen“ und eine DVD geschenkt.

Im Gespräch mit der taz wendet Julia Bonk sich gegen eine unkritische Verwendung des Symbols Deutschlandflagge, „weil ich persönlich die Nation als Konzept zur Identifikation nicht richtig finde“. In Nationalstolz schwinge immer Überheblichkeit mit. In der Pressemitteilung zur Aktion ist vom „Wir-Gefühl gegen die anderen“ die Rede. Und schon ist sie beim Holocaust. Dem Einwand, dass das Dritte Reich mit Schwarzrotgold so wenig zu tun hat wie Franco mit Zapatero, weicht Bonk, die sich als „emanzipatorische Linke“ bezeichnet, aus.

Lieber spricht sie darüber, dass sie eine gesellschaftliche Debatte anstoßen möchte: „Über ‚Du bist Deutschland‘ ist noch diskutiert worden, über die vom Spiegel ausgerufene ‚Deutschland-Party‘ leider nicht mehr.“

Und jetzt? Bonk weiß nur, dass sie „statt einer Zwangs-, lieber eine selbst entwickelte Identität“ hätte. Worauf diese sich gründen soll? „Vielleicht darauf, dem Einzelnen in der Gemeinschaft Selbstbestimmung zu ermöglichen“.

Ein einziges Flaggenpäckchen ist übrigens bislang bei der Aktion „Nein zum Deutschlandhype!“ eingegangen. Und viele Anrufe von Journalisten. DENK