: Erstes AKW in Schleswig-Holstein stillgelegt
GEESTHACHT Aber nicht Krümmel, sondern nur der benachbarte kleine Forschungsreaktor der GKSS
Der Reaktor des GKSS-Forschungszentrums Geesthacht ist am Montag als erstes AKW in Schleswig-Holstein abgeschaltet worden. In den 1960er Jahren diente die Anlage zunächst zur Entwicklung von Atomantrieben auf Schiffen wie dem Frachter „Otto Hahn“, danach als Neutronenquelle für die Materialforschung. In den kommenden Jahren wird die Anlage an der Elbe komplett abgebaut. Die Kosten sollen rund 150 Millionen Euro betragen. Künftig sollen die GKSS-Wissenschaftler ihre Arbeiten mit Hilfe von Neutronen- und Synchrotronstrahlung in München und bei Desy in Hamburg fortsetzen.
Der Reaktor FRG-I war am 23. Oktober 1958 als zweiter Atomreaktor in Deutschland in Betrieb gegangen, bereits vor zwei Jahren war aus wirtschaftlichen Gründen die Abschaltung beschlossen worden. Die letzten 49 strahlenden Brennstäbe der 1979 stillgelegten „Otto Hahn“ lagerten seitdem in der GKSS. Sie sollen nun per LKW in Spezialbehältern ins französische Kernforschungszentrum Cadarache nahe Marseille gebracht werden. Die Umweltorganisation Robin Wood hatte gegen diesen „gefährlichen und unsicheren Transport“ protestiert.
Der FRG-I produzierte keinen Strom, sondern ausschließlich Neutronen zum Beispiel zum Durchleuchten von Materialien. Mit einer Leistung von fünf Megawatt (MW) hält er keinem Vergleich mit dem benachbarten AKW Krümmel (1.440 MW) stand. Die jährliche durchschnittliche Strahlenbelastung in der Umgebung des GKSS entsprach mit 0,01 Millisievert einem Jahr regelmäßigen Fernsehkonsums oder einem Urlaubsflug nach Mallorca.
Geesthacht bleibe ein wichtiger Standort für Spitzenforschung, teilte GKSS-Geschäftsführer Wolfgang Kaysser mit: „Mit einer Vielzahl von Projekten boomen unsere Material- und Küstenforschung.“ In den vergangenen Jahren hat sich die GKSS zudem hohe Reputation in der Meeres- und Klimaforschung erarbeitet. (dpa/taz)