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Archiv-Artikel

„Snowden war hilfreich“

PREISVERLEIHUNG Hamburger Forscher zeichnen eine ZDF-Dokumentation über Überwachung aus

Von MBW
Nils Zurawski

■ 45, Gründer des Forschungsnetzwerks Surveillance Studies, lehrt Kriminologie an der Uni Hamburg.

taz: Herr Zurawski, warum ist der Journalistenpreis des Netzwerks Surveillance Studies wichtig?

Nils Zurawski: Zum einen ist das Thema Überwachung wichtig, denn es war jahrelang unterbelichtet in der öffentlichen Diskussion. Das hat sich durch Edward Snowden geändert: Er hat uns in die Karten gespielt. Die Debatte ging vorher aus der Sicht von uns Wissenschaftler nur um Überwachung, also um Kameras bei Lidl. Das hat nichts mit Datenschutz zu tun, das waren Schnüffel-Skandale.

Was genau beabsichtigen Sie mit Ihrem Preis?

Wir wollen mit dem Preis die Kommunikation zwischen Wissenschaftlern und Journalisten verbessern. Wissenschaftler nehmen wahr, was Journalisten tun, und wollen aus ihrer Sicht gute Arbeit auszeichnen.

Seit wann machen Sie das?

Wir haben 2011 angefangen den Preis als Wissenschaftspreis auszuschreiben. Im folgenden Jahr hatten wir nur wenige qualitative Einsendungen und haben uns dann entschieden einen Journalistenpreis zu vergeben. Viele Berichte zu dem Thema waren langweilig, auf die guten wollen wir aufmerksam machen. Jetzt vergeben wir den Journalistenpreis zum zweiten Mal und werden das nun jährlich tun. Der Wissenschaftspreis wird alle zwei Jahre ausgeschrieben.

Wie viele Einsendungen hatten Sie dieses Jahr?

Es gab rund 20 Einsendungen und Vorschläge. Die Jury und jeder Interessierte können Beiträge vorschlagen.

Den Preis für 2012 hat ein Audio-Beitrag von Till Krause gewonnen. Wen zeichnen Sie heute Abend aus?

Der stellvertretende Chefredakteur des ZDF, Elmar Theveßen, und sein Team: Heike Slansky, Johannes Hano und Thomas Reichart. Für die Fernsehdokumentation „World Wide War. Der geheime Kampf um die Daten“.

Was war daran preiswürdig?

Theveßen und sein Team haben auf der Spur des „World Wide War“ mehrere Kontinente bereist. Sie haben beobachtet, wie die NSA in Amerika ihren Nachwuchs rekrutiert und auf einem Zeltlager in den Niederlanden mit Überwachungsgegnern gesprochen. Dabei lassen sie Experten, Insider und Kritiker zu Wort kommen. Es ist ihnen gelungen, ein komplexes Thema für ein breites Publikum verständlich aufzuarbeiten.  INTERVIEW: MBW

Verleihung des Surveillance-Studies-Journalistenpreises (anschließend Umtrunk): 18.30 Uhr, Universität Hamburg, Flügelbau West, Edmund-Siemers-Alle, Raum 221