Ein Kind seiner Stadt

Der ewig fluchende Tatort-Kommissar Horst Schimanski war in seiner Heimat Duisburg nicht immer gut gelitten

Auch wenn er eine fiktive Fernsehfigur ist: Auf der Internetseite der Stadt Duisburg wird TV-Kommissar Horst Schimanski ganz selbstverständlich als Kind der Stadt porträtiert. Auch Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) spricht über ihn wie über einen alten Bekannten: „Horst Schimanski ist zweifelsfrei ein netter Kerl. Im Laufe der Jahre ist er altersbedingt deutlich ruhiger geworden.“ Tatsächlich hat der Kommissar inzwischen einige Jahre auf dem Buckel: Heute vor 25 Jahren lief die erste Ausstrahlung des „Tatorts“ mit Götz George in der Rolle des Ermittlers in Parka und Jeans.

Allerdings waren die Duisburger zu Beginn nicht alle begeistert von der Serie – besonders von dem Image der schmuddeligen Malocher-Stadt. „Diese Abneigung hat sich nach und nach geändert, weil Duisburg durch Schimanski bundesweit Profil bekam“, sagt Gunther Witte, der von 1979 bis 1998 Fernsehspielchef beim WDR war und als „Vater des Tatorts“ gilt. Auch das Porträt auf der Duisburg-Homepage berichtet nicht nur Nettes über den Kommissar, der gerne „Scheiße“ brüllte und mit den Fäusten argumentierte. So sei das Schimmi-Fieber in der Stadt deutlich gesunken, weil vor allem der Tatort-Nachfolger „Schimanski“ das Stadtbild verzerrt dargestellt habe. Das sieht Sauerland genauso: „So wie die Autoren Schimanski an die zeitlichen Veränderungen angepasst haben, wünsche ich mir auch eine Veränderung des Duisburg-Bildes, das in der Serie transportiert wird. Unsere Stadt ist schon lange nicht mehr so klischeehaft Malocherstadt, wie sie bei Schimanski zu sehen ist.“

Trotz aller Kritik: Witte ist stolz auf seinen Kommissar. „Schimanski ist kein konventioneller TV-Kommissar und war deshalb immer eine Figur, die polarisiert hat“, sagt er. Und: „Schimanski war eine echte Revolution.“ Mit seiner lockeren Sprache und dem Lotterleben, das er geführt hat, habe der Kommissar dem Nach-68er-Zeitgeist entsprochen. „Wir wollten mit den Krimis aus dem Kleinbürgermilieu heraus.“

Tatsächlich haben die Schimmi-Tatorte heute eine Art Kult-Status erreicht. 29 Mal waren Schimanski und sein Kollege Thanner zwischen 1981 und 1991 im Einsatz. Seit 1997 kommt Schimanski in der nach ihm benannten Reihe von Zeit zu Zeit aus dem wohlverdienten Ruhestand zurück in die Heimat. Er kann das Ermitteln halt nicht lassen. Ende 2006 wird die 14. Folge gesendet. GEORG THOLL, DPA