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Archiv-Artikel

Ärzte wollen reden statt streiken

Erneut legen 8.900 Ärzte die Arbeit nieder. Doch Gewerkschaft gibt sich gesprächsbereit

BERLIN afp ■ Im Streit um Bezahlung und Arbeitsbedingungen der Ärzte an kommunalen Kliniken haben sich die Tarifpartner gegenseitig zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert. Die gestern fortgesetzten Streiks seien vorerst weiter notwendig, um die Arbeitgeber zu Gesprächen zu bewegen, sagte der Marburger-Bund-Vorsitzende Frank Ulrich Montgomery. Der Verhandlungsführer der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Otto Foit, bekundete zwar Verhandlungsbereitschaft. Zugleich appellierte er jedoch im Südwestrundfunk an die Ärztegewerkschaft, „auf den Boden der Realität“ zurückzukommen.

Laut Marburger Bund legten am zweiten Streiktag rund 8.900 Ärzte die Arbeit nieder. Betroffen waren kommunale Krankenhäuser in 28 Städten Bayerns, Schleswig-Holsteins, Baden-Württembergs und Hessens. Streiks meldete die Gewerkschaft unter anderem aus Augsburg, München, Nürnberg, Göppingen, Konstanz und Kiel. Der Marburger Bund will mit dem Arbeitskampf höhere Einkommen und einen arztspezifischen Tarifvertrag für die rund 70.000 Klinikärzte durchsetzen.

Montgomery nannte das jüngste Gesprächspapier der VKA eine Provokation, da es einen dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) „inhaltsgleichen“ Abschluss vorsehe. Der Marburger Bund lehnt den zwischen VKA und der Gewerkschaft Ver.di vereinbarten TVöD ab: Da er alle Berufe im öffentlichen Dienst erfasse, sei er für Klinikärzte ungeeignet. Zudem würde gerade jungen Ärzten das Gehalt im TVöD massiv gekürzt.

Foit mahnte, mögliche Tarifkompromisse würden „nicht auf der Straße“ gefunden. Die Tarifparteien müssten sich wieder an den Verhandlungstisch setzen, „und ich hoffe, dass dies bald der Fall sein wird“. „Von kommunaler Arbeitgeberseite sind wir jederzeit dazu bereit.“

Der Deutsche Städtetag reagierte mit harscher Kritik auf den Arbeitskampf der Ärzte. „Die jetzt angelaufenen Streiks sind überzogen“, sagte der Sozialdezernent der Organisation, Helmut Fogt, der Berliner Zeitung. Er habe „die große Sorge“, dass der Konflikt „auf dem Rücken der Patienten ausgetragen“ werde.