: „Über die Motive getäuscht“
ERNÄHRUNG Initiative informiert über Risiken gentechnisch manipulierter Lebensmittel
■ 55, Gemüsegärtner, ist seit 2003 bei „Hamburg gentechnikfrei“ aktiv. Foto: Stephan Bosselmann
taz: Herr Sannmann, wie gentechnikfrei ist Hamburg?
Thomas Sannmann: Ein bisschen. 2010 hat die Bürgerschaft beschlossen, dass sie gentechnikfreie Produkte einsetzen möchte. Vor Kurzem hat der Senat gesagt, er wolle sich dafür einsetzen, dass staatseigene Flächen gentechnikfrei gehalten werden. Und dafür, dass sich Hamburg der Gruppe gentechnikfreier Regionen anschließt. Ein weitergehendes Bekenntnis gibt es noch nicht.
Was ist eigentlich so schlimm an Gentechnik?
Erstens, dass Großkonzerne wie die US-Firma Monsanto, die für ihre Samen Lizenzen kassiert, die Menschen über die wahren – kommerziellen – Motive täuschen. Es heißt zum Beispiel, dass man das Ernährungsproblem lösen wolle. Die Welternährung ist aber kein Mengen-, sondern ein Verteilungsproblem.
Aber umweltschädlich ist Gentechnik nicht, oder?
Doch. Gentechnik wird ja vor allem bei Mais angewandt und in Deutschland hat der Maisanbau zum Beispiel wegen der Biogasanlagen massiv zugenommen. Die Folge sind Monokulturen. Die Humusschicht wird zerstört, fruchtbare Böden werden zu Sandwüsten. Gentechnisch manipulierte Samen, einmal im Boden, sind nie mehr rückholbar.
Es ist aber nicht erwiesen, dass Gentechnik krank macht.
Für Tiere ist es erwiesen. Der Forscher Arpád Pusztai, einst Befürworter der Gentechnik, hat eine Kehrtwende vollzogen, nachdem er gentechnisch veränderte Kartoffeln an Ratten verfütterte und massive organische Veränderungen beobachtete. Das Problem ist, dass es keine unabhängige Forschung gibt.
Was kann Ihre kleine Hamburger Initiative da tun?
Deutlich mehr als nichts. Heute Abend werden wir Aktionen des kommenden Jahres besprechen. Die erste wird die Teilnahme an der Demonstration „Wir haben Agrarindustrie satt“ am 18. Januar in Berlin sein. INTERVIEW: PS
Info-Abend der Initiative „Hamburg gentechnikfrei“: 19 Uhr, BUND-Büro, Lange Reihe 29