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Archiv-Artikel

Doppelter Gewinn für Unternehmen

9.000 arbeitslose Bremer sind älter als 50. 65 von ihnen haben jetzt einen Job – dank staatlicher Fördermillionen

Von mnz

Thomas Schneider, Geschäftsführer der Bremer Agentur für Integration und Soziales (Bagis), hat selten Gelegenheit, frohe Kunde zu verbreiten. Jedenfalls nicht, wenn es um Arbeitslose geht, die älter sind als 50. Umso bereitwilliger lobt er die ersten Erfolge der Kampagne „Chance 50+“, mit der eben jenen Menschen wieder zu einem Arbeitsplatz verholfen werden soll. 100 neue Stellen binnen zwei Jahren – das war die Vorgabe des Förderprogrammes. 65 davon gibt es bereits.

Er sei selbst „angenehm überrascht,“ so Schneider. Schließlich suche man in mehr als der Hälfte aller Betriebe in Deutschland vergeblich nach MitarbeiterInnen jenseits der 50. Über 9.000 Arbeitslose seien allein in Bremen über 50 Jahre alt, 5.600 davon Langzeitarbeitslose und ALG-II-EmpfängerInnen.

Organisiert wird Chance 50+ von der „Bremer Arbeit GmbH (bag)“ und der Bagis. Der Bund fördert das Projekt – eines von 62 in Deutschland – im Rahmen seiner „Perspektive 50 plus“ mit 4,2 Millionen Euro. Bis zu 70 Prozent an Lohnkostenzuschüssen erhält ein Arbeitgeber dafür, dass er einen älteren Arbeitslosen einstellt, ein ganzes Jahr lang. Selbst im zweiten Jahr zahlt der Staat noch 60 Prozent dazu.

In Bremen seien bislang vor allem im Dienstleistungsbereich neue Jobs für über 50-Jährige entstanden, etwa in der ambulanten Pflege. Schneider findet das „idealtypisch“ – und verweist auf die gute Qualifikation der Älteren: Knapp 60 Prozent all jener, die älter sind als 58, haben einen Berufsabschluss. Bei den unter 50-Jährigen sind es nur etwas mehr als 50 Prozent.

Nicht nur neue Jobs, auch Qualifizierungsmaßnahmen hat Chance 50+ finanziert: 68 Langzeitarbeitslose sowie 78 Beschäftigte wurden bislang gefördert, 100 sollen es werden. Schon denkt Schneider über eine Ausdehnung des Programmes nach.

Zunächst einmal soll aber den Älteren die Freiwilligenarbeit schmackhaft gemacht werden. „Saitenwechsel“ heißt das Projekt, das ältere MitarbeiterInnen für maximal ein Jahr von der Arbeit freistellt, bei vollen Bezügen. In der Hälfte ihrer bisherigen Arbeitszeit können sie sich dann ehrenamtlich engagieren – während die Bagis bis zu 80 Prozent der Lohnkosten eines Stellvertreters zahlt. Und das bei einer Arbeitszeit von 40 Stunden die Woche. „Das Unternehmen macht doppelten Gewinn“, sagt bag-Chefin Katja Barloschky. mnz