: Fliegen wie der Kaiser
Während der WM hat die Zahl der Reisen mit Privatflugzeugen deutlich zugenommen. Fußballliebhaber lassen sich von Jets und Hubschraubern privater Anbieter zum Spielort fliegen
VON NIELS MÜLLER
Franz Beckenbauer ist derzeit nicht der Einzige, der sich durch die Lüfte zu den Spielorten bewegt. Auch finanzkräftige Fans nutzen immer häufiger den Service von Privatjets. Während der WM hat die Anzahl von Privatflügen deutlich zugenommen. Oliver Heinz von „Jumpaway Aviaton“ sprach von einer „zweistelligen Prozentzahl“. Die Firma „Netjets“ berichtet sogar von Buchungssteigerungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von bis zu 70 Prozent. Unter den neuen Jetsettern sollen auch viele Fußballfans sein. 1.000 Buchungen waren es allein bei Netjet während WM-Wochen. 150 Buchungen nur für das Endspiel. Mehr dürften folgen: Nach dem letzten Sieg der „Squadra Azzura“ bekam Jörn Deistler von „Germania Executive“ eine Anfrage aus Italien. Von dort wollten gleich mehrere Gruppen zum nächsten Spiel einfliegen.
Die Anbieter sind dabei flexibel. In der Regel kann eine Privatmaschine bereits für den nächsten Tag reserviert werden. Das hohe Jet-Verkehrsaufkommen verlangt jedoch, dass Piloten länger und häufiger im Einsatz sind. Doch die Firmen achten nach eigenen Angaben auf hohe Auflagen in Bezug auf Wartung, Technik und Flugsicherheit. Bislang kamen alle Fangruppen in Privatjets sicher im Stadion an.
Die luxuriösen Fangruppen, die gemeinsam zu einem Spiel fliegen, sind dabei unterschiedlich groß. „Zwischen 5 und 150 Personen ist alles dabei“, sagt Jörn Deistler. Der Komfort variiert. Tiefe Ledersessel, Ess- und Konferenztische sind jedoch meist die Norm. An Bord mangelt es den Kunden an nichts. „Essens- oder spezielle Getränkewünsche“ werden dem Passagier selbstredend erfüllt, sagt Oliver Heinz. Eine persönliche Hostess gehört bei einigen Firmen ebenfalls zum Service. Über den Wolken kann der Luxus wohl grenzenlos sein. „Wenn man so will, haben wir sechs Kategorien, was unsere Flugzeuge betrifft. Vom Turboprop bis zum großen Jet.“
Um zum Spielort seiner Wahl zu fliegen, muss ein Fußballfan tief in die Tasche greifen. Ein mittlerer Jet „von München nach Berlin und am selben Tag wieder zurück kostet je nach Anbieter zwischen 10.000 und 15.000 Euro“, verrät Deistler.
Auch nach Abpiff der WM wird davon ausgegangen, dass der Boom im Privatjet-Markt anhält. Deistler rechnet in Zukunft mit 5 bis 7 Prozent Zuwachs jährlich.