Rollt jetzt auch der Rubel?

Ob sich der Imagegewinn durch die WM auf die Wirtschaft niederschlägt, ist unklar

BERLIN taz ■ Selbst wenn Klinsmanns Elf nicht Weltmeister werden sollte: für das Bild der Deutschen im Ausland ist die WM jetzt schon ein großer Erfolg. „Unser Image ist so gut wie nie zuvor“ sagt Bettina Knape von der Bundes-Marketing-Agentur „Invest in Germany“. Die Resultate, die in erster Linie auf Beobachtungen der ausländischen Presse basieren, zeichnen ein neues Bild von Deutschland: „Sogar die Engländer und Holländer schreiben plötzlich positiv über uns“, freut sich Knape. Das Klischee von den zuverlässigen, aber konstant humorlosen Deutschen ist durch die WM-Party offenbar widerlegt worden.

Nun soll sich der Wandel in den Köpfen aber auch aufs Wirtschaftsklima niederschlagen. „Invest in Germany“ versteht die WM als Gelegenheit, um ausländische Investoren anzulocken. Über hundert Unternehmer aus aller Welt wurden daher nach Deutschland eingeladen. Beim lockeren Fußballgucken sollen sie mögliche Partner aus Politik und Wirtschaft treffen. „Auf den Tribünen wechseln auch die Manager rasch einmal vom „Sie“ zum „Du“. So entstehen dann Geschäftskontakte“, sagt Knape.

Ob dabei auch zählbare Resultate herauskommen, lasse sich noch nicht beantworten, heißt es bei „Invest in Germany“. Schließlich entscheide eine Firma nicht von einem Tag auf den anderen, im Ausland zu investieren. Knape verweist auf den letztjährigen Confederations Cup. Damals habe man die Geschäftstreffen bei Bier und Fangesängen erfolgreich getestet: „Zwei Logistikunternehmen haben daraufhin in Deutschland investiert.“

Kann das Land nun mit einem regelrechten Investitionsschub rechnen, der sich positiv auf die Konjunktur auswirken wird? „Nein“, meint Gert Wagner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsförderung (DIW) in Berlin. „Dafür ist der Anlass zu klein.“ Die WM sei Teil der Eventindustrie, mehr nicht. Indikatoren wie der Konsum ließen sich von Sportveranstaltungen ohnehin kaum langfristig beeinflussen. „Wer jetzt noch schnell einen Flachbildfernseher gekauft hat, gibt einfach im nächsten Jahr weniger aus“, sagt Wagner. Das neue Bild der Deutschen im Ausland, so fährt er fort, werde wirtschaftlich auch wenig verändern: „Wir hatten diesbezüglich schon immer einen guten Ruf – auch ohne die WM.“

Immerhin für eine Branche ist die WM aber jetzt bereits ein Erfolg: Die Fremdenverkehrsindustrie rechnet nämlich mit Rekordumsätzen. Mit rund 1 Million Übernachtungen rechnete die Deutsche Zentrale für Tourismus (DTZ) vor der WM. Doch bereits nach den Achtelfinales waren es doppelt so viele. Und nicht nur das: Laut einer von der DTZ in Auftrag gegebenen Umfrage scheint es den Gästen hierzulande richtig gut gefallen zu haben. Über neunzig Prozent der 5.000 Befragten bewerteten Stimmung und Gastfreundschaft im WM-Land mit den Noten „gut“ oder „sehr gut“. Zwei Drittel wollen später sogar wiederkommen. Weil es sich dabei vor allem um jüngere Leute handelt, hoffen die Touristiker auf einen nachhaltigen Erfolg. DANIEL BÖHM