Zypern-Gipfel lässt auf Entspannung hoffen

Erstes Treffen zwischen griechischem und türkischem Präsidenten seit zwei Jahren: Gespräche über Vermisstenfrage

BERLIN taz ■ Ein Gipfeltreffen zwischen griechischen und türkischen Führern hat auf Zypern neue Hoffnungen auf eine baldige Lösung des Konflikts geweckt. Bei der ersten Begegnung seit mehr als zwei Jahren zwischen dem zyperngriechischen Präsidenten Tassos Papadopoulos und seinem zyperntürkischen Kollegen Mehmet Ali Talat standen humanitäre Fragen im Mittelpunkt. Beide Seiten waren sich darin einig, das Schicksal der Vermissten möglichst rasch aufklären zu wollen. Rund 1.500 Menschen sind vermisst gemeldet, einige von ihnen seit den ethnischen Zusammenstößen von 1964, der größte Teil seit dem Krieg 1974.

Papadopoulos wie Talat schlossen eine erneute Begegnung in nächster Zukunft nicht aus. Am kommenden Donnerstag wollen Vertreter der UN auf der Insel sondieren, ob und wann Verhandlungen über eine Wiedervereinigung wieder aufgenommen werden. Eine rasche Einigung gilt als ausgeschlossen, soll es bei den Gesprächen doch zunächst vor allem um praktische Fragen wie die Räumung von Minen gehen. Dennoch halten politische Beobachter in Nikosia eine Entspannung der Beziehungen schon in den nächsten Monaten für möglich. Allein die Tatsache des gestrigen Treffen gebe zu Optimismus Anlass.

In Helsinki begrüßte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso das Spitzentreffen in Nikosia. EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn forderte die finnische Ratspräsidentschaft auf, bei der Lösung des Zypern-Konflikts vermittelnd einzugreifen.

Der Zypern-Streit gilt als Haupthindernis für die Integration der Türkei in die EU. Die international anerkannte griechische Republik Zypern besteht darauf, dass der große Nachbar, wie vertraglich vereinbart, seine Häfen und den Luftraum für zypriotische Schiffe und Flugzeuge öffnen muss. Die EU unterstützt die Position ihres EU-Mitglieds. Ankara ist zu diesem Schritt aber nur bereit, wenn die EU zugleich direkte Handelsbeziehungen mit den isolierten türkischen Zyprioten in ihrem Inselteil aufnimmt. Das aber haben die Zyperngriechen bei internen EU-Gesprächen abgelehnt.

Sollte bis zum Oktober keine Lösung gefunden sein, drohen die weiteren Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zu scheitern. Der türkische Premier Erdogan hat angekündigt, er werde sich den Forderungen der EU nicht beugen und notfalls alle Gespräche mit Brüssel aussetzen. Eine Entspannung auf Zypern selbst könnte den Weg zu einem Kompromiss ebnen.

KLAUS HILLENBRAND