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Archiv-Artikel

HSVer nehmen Anstoß hoch drei

INVESTORENMODELL Das Misstrauen der HSVer gegenüber der Clubführung ist durch den klammheimlichen Einstieg eines Investors []gewachsen

Das Modell Anstoß3

Mit Anstoß[3]versucht der HSV die Spieler Paolo Guerrero, Marcell Jansen und Dennis Aogo zu halten, indem er ihre Gehälter erhöht und ihre Verträge verlängert.

■ 7,5 Millionen Euro bekommt der HSV für diese Investition von Klaus-Michael Kühne, einem in der Schweiz lebenden Milliardär, der sein Geld mit der Spedition Kühne und Nagel verdient hat. Kühne erhält 33,3 Prozent der Transferrechte der Spieler.

■ Die gleiche Summe bekommt der HSV auch für neue Spieler, von denen Kühne ebenfalls ein Drittel der Transferrechte erhält. ROR

Eine Bühne auf dem Rasen des Volksparkstadions, dort sitzen der Vorstand des Hamburger SV und einige Aufsichtsräte. Davor, auf der Westtribüne, die Mitglieder. Dazwischen ein Graben, so tief, wie das Bett der Elbe nie sein wird.

Es geht um „Anstoß[3]“, das Investorenmodell, mit dem Bernd Hoffmann, der Vorstandsvorsitzende, nach seiner Regel handelt: „Am Ende ist sportlicher Erfolg Ergebnis wirtschaftlicher Handlungsfähigkeit.“ Anstoß[3]ist im Verein umstritten, das wurde auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Dienstagabend deutlich. Klar wurde auch, wie schwierig das Verhältnis zwischen HSV-Gremien und -Mitgliedern ist. Die Mitglieder trauen Hoffmann nicht, er traut ihnen nicht. Im Auftrag Hoffmanns prüften Juristen, ob die Vereinsmitglieder Anstoß[3]absegnen müssen. Müssen sie nicht, und so erfuhren die Mitglieder vom Einstieg des milliardenschweren Speditionsunternehmers Klaus-Michael Kühne aus der Zeitung. Die Debatte entwickelt sich nun umso vehementer. Hoffmann beklagte deswegen in seiner 53-Minütigen Rede mangelnde „Einheit und Geschlossenheit“ und bekam dafür mäßigen Applaus.

„Da müssen Sie sich an die eigene Nase fassen“, konterte Ralf Bednarek, als Leiter der Abteilung Fördernde Mitglieder/Supporters Repräsentant von 45.000 HSVern. „Es wäre so leicht gewesen, uns mitzunehmen.“

Ex-Präsident Peter Krohn kritisierte, dass sich Hoffmann hinter „formaljuristischen Begründungen“ verstecke und nicht begreife, dass wir, „so lange wir ein Verein sind, über so wichtige Themen diskutieren wollen“. Der Ex-Ältesten- und Ehrenratsvorsitzende Claus Runge warf den HSV-Führungsgremien „Arroganz“ vor. Supporter Johannes Liebnau sprach von „Zockermentalität“ und der Gefahr, dass unter den Spielern des HSV eine „Wanderarbeiter“-Mentalität einziehe. In Hoffmanns Rede gab es eine Stelle, in der Anzeichen von Amtsmüdigkeit zu erkennen waren: „Ich kann ihnen gar nicht sagen, wie schwer mir solche Debatten mittlerweile fallen.“ So lange Hoffmann dem Verein vorsteht, wird er Debatten führen müssen. Aber wie lange steht er noch? ROGER REPPLINGER