: Die psychedelische Welt der Dinos
URWELT Riesenechsen als einsame Streiter: „Die verlorenen Welten des Zdenek Burian“
Dinosaurier müssen keinesfalls in Gestalt von „realistischen“ Computeranimationen – siehe aktuell den Kinofilm „Dinosaurier 3D – Im Reich der Giganten“ – daherkommen, um zu beeindrucken. Vielmehr genügen auch traditionelle Öl-, Tempera- oder Pastellmalereien, um, frei von Ironie, Geschichten zu erzählen, die den ausgestorben Kolossen ihre tragische Würde lassen.
Einen wunderbaren Beleg dafür liefert der jüngst in der Reihe „Naturkunden“ bei Matthes & Seitz erschienene Band „Die verlorenen Welten des Zdeněk Burian“ mit knapp 300 der Dinosaurier-Bilder des tschechischen Zeichners, dessen Schaffen im Dienst der prähistorischen Forschung stand. Für den Paläontologen Josef Augusta allein illustrierte Burian von 1935 bis zu Augustas Tod im Jahr 1968 populärwissenschaftliche Bücher mit so klingenden Titeln wie „Verwehtes Leben“, „Versteinerte Welt“ oder „Saurier der Urmeere“.
Burian schuf damit, unter Anleitung Augustas, Bildwelten, die eine Antwort auf die Frage gaben, welche äußere Gestalt die nur als fossile Skelette erhaltenen frühen Erdbewohner wohl gehabt haben mochten. Man sieht die Giganten Iguanodon, Brachiosaurus oder Tyrannosaurus Rex bei ihm in der Regel einzeln oder in kleinen Gruppen, aber fast nie im Kampf mit Gegnern. Die furchteinflößende Kraft, die diese Riesenechsen ausstrahlen, steht immer schon im Zeichen ihres historischen Schicksals. Sie stehen ruhig, fast einsam in diesen unbekannten Landschaften, umwuchert von bizarr anmutenden Pflanzen.
Besonders faszinierend sind die Farben, mit denen Burian diese Welten versieht. Fast immer haben Himmel, Erde und Bäume bei ihm eine psychedelische Patina, einen bei aller Buntheit leicht verwaschenen Firnis. In diesem spezifischen Licht Burians erkennt der Schriftsteller Clemens J. Setz im Vorwort des Buchs eine Signatur der Siebzigerjahre.
Dieser Band stellt Bild an Bild, nennt lediglich die Namen der dargestellten Tiere oder Landschaften, und streut, als atmosphärische Beigabe, vereinzelte Zitate von Josef Augusta ein. Doch nie hat man den Eindruck, hier fehle etwas. Vielmehr kann man sich an den Darstellungen kaum satt sehen, will die Fantasie von ihnen immer weiter beflügeln lassen. Burians Lösungen mögen hier und da nicht mehr ganz dem aktuellen Stand der Forschung entsprechen. Ästhetisch haben sie nichts an Reiz eingebüßt. TIM CASPAR BOEHME
■ Judith Schalansky (Hrsg.): „Die verlorenen Welten des Zdenek Burian“. Matthes & Seitz, Berlin 2013, 288 S., 68 Euro