DIE WORTKUNDE
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Die 80er sind angesagt, nicht nur in der Musik, sondern auch bei den Geheimdiensten: Im Kalten Krieg waren Wanzen, kleine Abhörmikrofone, das bevorzugte Mittel der Feindüberwachung. Nun informierte die New York Times, dass die NSA über 100.000 Computer mithilfe von intern verbauten Funkwanzen auch offline „abhorchen“ kann, also auch ohne Verbindung zum Internet. Befallen sind unter anderem Computer des russischen und chinesischen Militärs und von Handelseinrichtungen der Europäischen Union.

„Wanze“ (parasitäres Insekt, kleines Abhörmikrofon) stammt vom mittelhochdeutschen „wantlus“ (Wandlaus) ab, das im 14. Jahrhundert entstanden ist. Das Wort spiegelt die Beobachtung wider, dass sich diese Insekten gerne an Zimmerwänden aufhalten. „Wand“ geht auf das althochdeutsche „wand“ (das Gewundene) zurück, die Wurzel von „Laus“ ist das mittelhochdeutsche „lus“ (blutsaugendes Insekt).

Das Funkwanzenprogramm der NSA trägt den Tarnnamen „Quantum“ – Schlapphuthumor, denn so heißt auch die schurkische Organisation, gegen die James Bond in seinen letzten Filmen kämpfte. Quantum ist lateinisch und bedeutet „wie viel“. Die Antwort der NSA darauf ist klar: Alles, was wir kriegen können.

Die Wanze ist die sinnbildliche Entsprechung der Geheimdienste: Parasiten, die sich mit Daten und Steuergeldern vollsaugen und damit an der Gesellschaft schmarotzen, obwohl sie gleichzeitig lausige Arbeit leisten. Im Gegensatz zur realen Wanze merkt man jedoch leider bei der NSA-Wanze nicht, wenn man von ihr angezapft wird. Daher die Forderung im Sinne der politischen Hygiene: Weg mit diesem lichtscheuen Ungeziefer! ERIK WENK