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Archiv-Artikel

Pub Rock mit Tradition

Mit Musik geht alles leichter, und das gilt auch für das Biertrinken, weswegen man kaum eine Trinkstätte finden wird, die nicht musikalisch beschallt wäre. Damit es flotter die Kehle runtergeht. Und ohne Bier wiederum wäre der Pop- und Rockmusik zwischendurch bestimmt die Puste ausgegangen. Weil Bier hilft. Bier beruhigt. Wenigstens das dritte oder vierte Bier macht manches erst richtig schön.

In der normalen Konzertsituation fängt das bereits damit an, dass man erst mal zum Tresen abzweigt, um sich sein Bier zu holen. Man braucht es zur Überbrückung. Weil, egal, wann man kommt, das Konzert sowieso erst später beginnt. Und weil halt im Pop-und Rockgeschäft das genaue Hören oft eher kontraproduktiv für einen netten Abend ist, hat man immer ein Bier als Stimmungsaufheller, der noch jede Band Schluck für Schluck hübscher macht. Die ersatzweise Bionade reicht da nicht hin.

Dieses Zusammenspiel von der Musik auf der Bühne mit dem Bier in der Hand hat eine eigene Spielart des Rock hervorgebracht, den Pub Rock, der in den Frühsiebzigern in den Clubs und Kneipen seine eigentliche Bestimmung sah und sich damit gegen die frühen Stadionrocker wie Genesis oder Pink Floyd stellen wollte. Was sich auch in der Musik selbst widerspiegelte, die auf einfache Direktheit setzte, ohne deswegen gleich unterkomplex zu sein, wie man auf den alten Platten von Ian Dury, Nick Lowe, Brinsley Schwarz („What‘s So Funny ’Bout Peace, Love and Understanding“) oder den Kursaal Flyers hören kann.

Gemeinhin werden die Pub-Rocker als Vorläufer des Punk gesehen. Und wenn man will, kann man den Pub Rock wiederum in eine Traditionslinie einstellen, die zurück in Zeiten führt, als es den Rock noch lange nicht gab, aber halt die Pubs, in denen man das Biertrinken auch schon mit Musik leichter machen wollte. Weil neben dem Rock auch noch die Jukebox dafür fehlte, machte man das einfach mit Livemusik. In der Barockzeit sollen sich auch Komponisten wie Henry Purcell – den man heute eher aus den gesetzteren Konzertsälen kennt – in den Pubs herumgetrieben haben, um dort ihre Musik zu spielen, zusammen mit den ansonsten gängigen Volksliedern. Und wie das alles zusammenging, mag man am morgigen Samstag im Radialsystem hören, in dem beim „Shared Sounds“-Fest Bjarte Eike & Barokksolistene so eine „Alehouse Session“ nachstellen. Es ist zu hoffen, dass bei diesem Anlass das Getränk mal mit in den Saal genommen werden darf.

Ein Punk-Rondo aus alter Zeit: „Dosenbier, Dosenbier. Von Viertel nach vier bis Viertel vor vier. Dosenbier.“ THOMAS MAUCH

■ Shared Sounds: Radialsystem, Sa