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Archiv-Artikel

Gipfelsturm statt Kabelbrand

HAMBURG FREEZERS Die „Kühlschränke“ feiern ihren 3:0-Sieg gegen Straubing – und ihren Werdegang

Zunächst hüpfte die komplette Kurve, und kurz darauf mehr als 10.000 Zuschauer

Natürlich ist da als Erstes der Unterschied auf dem Eis. Wie die Hamburg Freezers dort zuletzt aufgetreten sind, gerade auf dem heimischen, spiegelglatten Untergrund, das nötigt schon Respekt ab. Da gibt es nicht mehr wie früher ein Zögern in den Aktionen, da bestimmen eine große Dynamik, eine hohe Passgenauigkeit und eine kühle Konsequenz vor dem gegnerischen Tor das Spiel der Norddeutschen.

Der Werdegang der Hamburger „Kühlschränke“ in der 20.Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist extrem – vom Kabelbrandkandidaten zum Designerprodukt. Waren die Freezers nach einem komplett verkorksten Saisonstart noch Tabellenletzter, haben sie nach einem stetigen Weg nach oben den Gipfel der Liga erklommen.

Nicht minder beeindruckend ist die Entwicklung auf den Rängen – die Unterstützung durch die Zuschauer hat inzwischen eine Wucht, wie man sie vom Anhang der jahrelang so erfolgreichen Klubs der Liga kennt. Wo sich früher oft Ratlosigkeit und Verzweiflung über verpatzte Partien in den Gesichtern der Freezers-Anhänger spiegelten, wo die Fans ihre Mannschaft niederpfiffen und sie durch Protestaktionen aufzurütteln versuchten, genau dort in der Hamburger Arena, in der Kurve unterhalb des Skylight-Cafés, ist das Zentrum einer famosen Unterstützung bei den Heimspielen.

Es hatte sogar etwas Meisterhaftes, wie etwa am Freitag in den letzten fünf Minuten der Partie gegen die Schwenninger Wild Wings der 5:0-Sieg zelebriert wurde. Zunächst hüpften die Fans einer jeden einzelnen Zuschauerreihe für sich, danach die komplette Kurve, und kurz darauf mehr als 10.000 Zuschauer im ganzen Rund. Die Entwicklung beim Fan-Support war spürbar – unter den Füßen. Die Tribünen waren Schwingungen ausgesetzt. „Als die Arena hüpfte, bekam ich eine Gänsehaut. Man sieht der Stadt an, dass sie stolz auf die Mannschaft ist. Die Unterstützung ist auf einem ganz anderen Level, aber das braucht man auch, um als Team erfolgreich zu sein“, sagte Freezers-Stürmer David Wolf.

Ein weiteres Freudenfest folgte am Sonntag. Die Freezers bezwangen die Straubing Tigers mit 3:0. Es war der 17. Heimsieg in Folge. Dadurch weist Hamburg als Tabellenführer nun 83 Punkte vor, das sind nur zwei Zähler weniger als in der vorherigen Saison. Jene 85 Punkte reichten damals zu Platz fünf und damit der direkten Qualifikation für die Play-offs. Nun haben die Freezers noch elf Spiele, um sich eine grandiose Ausgangslage für die K.-o.-Phase zu sichern. Platz eins nach der Hauptrunde ist greifbar, sogar die erste Meisterschaft ist nicht ausgeschlossen. Für manchen Fan mag sich das noch unwirklich anfühlen. CHRISTIAN GÖRZTEN