: „Das ist perfekt für die Kleinen“
Warum in die Ferne schweifen: 14 Badeseen in und um Hamburg laden zum erfrischenden Kurzurlaub. Mit Bahn, Bus und Fahrrad sind die Ziele schnell erreichbar. Alternativ lockt die Elbe
Von MATHIAS BECKER
20 Minuten vom heißen Asphalt der Innenstadt entfernt ist der Sandstrand: 13 Minuten rollt man mit der S21 vom Hauptbahnhof in südöstliche Richtung. Zu beiden Seiten fliegen Gewerbegebiete, Autofriedhöfe und Containerwaggons vorbei. Das Ziel: Die S-Bahnstation Mittlerer Landweg. Zwischen City und Bergedorf ist vom Modernisierungsfieber der Bahn nichts zu spüren. Der knallrote Zug macht auf einem Bahnsteig halt, dessen hölzernes Dach an eine Westernkulisse erinnert.
Sieben Fahrradminuten später steht man am Ufer des Eichbaumsees. Hier, zwischen Dove-Elbe und A 25, rückt die hitzegeplagte Stadt plötzlich in weite Ferne. Hier ist Urlaub. Schüler lassen einen Volleyball im Kreis tanzen, auf Handtüchern sitzend lauschen Rentner ihren tragbaren Radios. Auf der Suche nach etwas Erfrischung trottet man ab und an bis zu den Knien ins Wasser und lässt sich erschöpft fallen.
Angst muss man dabei nicht haben: Eine Anlage verteilt über Rohre Sauerstoff in dem Gewässer. Alle 14 Tage werden allen Seen Proben entnommen, die auf ph-Wert, Sauerstoffgehalt und Krankheitserreger untersucht werden. Die positive Bilanz: In der Saison 2005 gab es kein einziges Badeverbot in Hamburg.
Uwe Krejci kommt jeden Tag an den Eichbaumsee, wegen seiner Hunde. An vielen Seen sind die völlig verboten – hier können die Vierbeiner auf dem schmalen Uferstreifen zwischen See und Dove-Elbe herumtollen. An einer Stelle dürfen die Tiere sogar im Fluss baden. „Wenn‘s hoch kommt, planschen hier rund 40 Tiere“, erzählt Krejci. Am Badestrand des Sees kriegt man davon kaum etwas mit. Ein bisschen Gekläffe vielleicht. Gerade an heißen Wochenendtagen hat man hier ganz andere Probleme: „Da wird‘s richtig voll“, so Krejci.
So voll, dass Karin und Klaus Fehlberg lieber ein paar Kilometer weiter fahren. Am See Hinterm Horn sei nicht ganz so viel los, erzählen sie. „Außerdem geht man da nur ein paar Meter vom Parkplatz zum Ufer“, so Klaus Fehlberg. Für seine gehbehinderte Frau ist das eine echte Erleichterung. Seit zehn Jahren kommen die beiden hier her. Früher sind sie an die Ostsee gefahren. „Jetzt sind da zu viele Leute“, sagen sie. Die Kurzurlaube ans Wasser gehören für die Fehlbergs irgendwie dazu.
Auch Gabi Schröder mag es lieber ruhig. Ihr Favorit: Der Hohendeicher See. Seit 18 Jahren steuert sie sein lang gezogenes grünes Ufer direkt hinterm Elbdeich an. Ihre fünf Kinder bringt sie mit: „Der See fällt flach ab, das ist perfekt für die Kleinen.“
Den Badesee im Spadenland erreicht man mit dem Fahrrad in einer guten halben Stunde von der S-Bahnstation Billwerder-Moorfleet. Begleitet von Möwen und Reihern rollt man am Spadenländer Deich in südlicher Richtung. Linker Hand lässt man gläserne Gewächshäuser und saftgrüne Maisfelder stehen. Rechts schleicht die Elbe vorbei. Buslinie 120 fährt stündlich ab Hauptbahnhof (45 Minuten) oder ab S-Bahn Tiefstack (20 Minuten) bis zum Oortkatenufer.
So weit wollten Marie, Sara, Sophie, Aurelia und Christopher nicht fahren. Es sind Ferien, und die Clique von der Rudolf-Steiner-Schule in Altona übt schon mal das Urlauben. Sie springen bei Övelgönne in die Elbe. „Viele Steine“, schimpft Marie, die gerade an Land stakst. Nur bei Flut geht man im Wasser auf Sand.
Vor allem aber wünschen die Schüler sich Duschen am Elbstrand. „Zu Hause dusche ich mich sofort, wenn ich hier baden war“, gesteht Sara. Aus dem gleichen Grund steigt Michael von Engel nur bis zu den Knien in den Strom. Der Othmarschener traut der Elbe nicht so richtig. „Über die Wasserqualität gibt es geteilte Meinungen“, sagt er. Gäbe es Duschen hier, würde er auch schwimmen gehen: „Das hat ja eigentlich Tradition hier.“