: Der Asta der Uni wird rot-grün
HOCHSCHULPOLITIK Mit knapper Mehrheit lösen die Listen „Asta für alle“ und „Campus Grün“ das bisherige Bündnis linker Listen an der Uni ab. „Asta für alle“ ist erstmals seit 2004 an der Studi-Regierung beteiligt
Die Bremer Uni hat einen neuen Asta: Die Listen „Asta für alle“ (Afa) und die grüne Hochschulgruppe „Campus Grün“ (CG) lösen das Bündnis linker Listen ab, das den Asta seit 2004 gestellt hat. Erste Vorsitzende wird die 23-jährige Lena Weber, Biologie-Studentin und Afa-Mitglied, zweite Vorsitzende Sara Dahnken, ebenfalls 23, Politik-Studentin und Sprecherin von CG. Ende vergangener Woche hat der Studierendenrat (SR) den neuen Asta gewählt – die Beteiligung an der SR-Wahl selbst war gewohnt niedrig: 1.300 von über 17.000 Studierenden gaben ihre Stimme ab.
Elf von 25 Sitzen hat die neue Koalition im SR, mit 13 Stimmen wurde sie in den Asta gewählt. Woher die beiden entscheidenden Stimmen kamen, ist nach der geheimen Wahl unklar. Ein Koalitionsangebot hätte das bisherige Asta-Bündnis abgelehnt, erklärt die neue Vorsitzende Lena Weber. „Aber ansonsten war alles offen.“ Die Möglichkeit, dass Stimmen des CDU-nahen RCDS entscheidend gewesen sein könnten, sei der Koalition, die sich selbst als links versteht, bewusst: „Wir wollten es darauf ankommen lassen“, sagt Weber.
„Offen, transparent, vernünftig“, so umschreibt der neue Asta sein durchaus ehrgeiziges Konzept: Eine „dritte Instanz“ wollen Afa und CG mit einem „CampusMagazin“ schaffen. Das soll den „Semesterrundbrief“ des Asta ersetzen, von unabhängigen Studierenden geleitet werden und „auch mal Kritik am Asta üben“, so Weber. Die Umsetzung des Stipendienprogramms des Bundes will man verhindern, sich für eine Bafög-Erhöhung und mehr Master-Plätze einsetzen.
„So schnell wie möglich“ wollen Afa und CG die Struktur der Asta-Referate reformieren. Sieben ReferentInnen und 14 Co-ReferentInnen, allein zwei für die Vorsitzende, sind im Konzept vorgesehen – mancher spricht spöttisch vom „Beschäftigungswunder von Horn-Lehe“. Das seien zunächst nur Ideen, sagt Weber. Künftig wolle man die Aufgaben des Asta stärker aufteilen „damit man mitarbeiten kann, ohne dafür ein Urlaubssemester nehmen zu müssen“. Besonders Bachelor- und Master-StudentInnen fehle häufig die Zeit für politische Arbeit.
Nicht nur die Aufgaben sollen geteilt werden, auch die Bezahlung. Zugunsten der Co-ReferentInnen soll die Aufwandsentschädigung für den Vorstand reduziert werden. „Wir wollen fair zu allen sein“, sagt Weber. Welcher Etat dem Asta zur Verfügung steht, weiß sie allerdings noch nicht. „Das werden wir erst sehen, wenn wir am 26. Juli offiziell antreten“, sagt sie, „der bisherige Asta hat uns keine Einsicht gewährt.“
Und auf eben jenes Bündnis werden Afa und CG künftig angewiesen sein, die quasi eine Minderheitenregierung bilden. „Das wird sicher ein harter Weg“, sagt Weber, „aber wir wollen alle beteiligen und mit allen in Kontakt kommen.“ Die Vergangenheit werfe dabei allerdings noch ihre Schatten: Mit einem Absturz von 53 auf 19 Prozent war der letzte Asta-Vorsitz der Afa bei den SR-Wahlen 2004 beendet worden. Parteikarrierismus war der Vorwurf an die Afa-Mitglieder, von denen viele bei den Jusos oder den Jungen Grünen aktiv waren. Der damalige Afa-Asta-Vorstand Tim Cordßen etwa saß zugleich für die SPD in der Bildungsdeputation, als dort die Einführung von Studiengebühren beschlossen wurde. Bei den meisten Studierenden sei das mittlerweile vergessen, nicht aber bei den SR-Mitgliedern.
„Wir sind eine neue Generation“, sagt Weber, die selbst kein Parteibuch hat und erst seit einem Jahr in Bremen lebt. Die zweite Vorsitzende und CG-Sprecherin Sara Dahnken ist 2009 bei den Jungen Grünen ausgetreten. Weber versichert: „Wir werden unser Bestes tun, dass Dinge wie damals nicht nochmal vorkommen.“ THA