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soundtrack

Vielleicht können sich einige noch an die „Unicorns“ erinnern. Die hatten 2004 mit „Who Will Cut Our Hair When We‘re Gone“ für allerhand Wirbel gesorgt. Im Dezember desselben Jahres lösten sich die quirligen Kanadier überraschend wieder auf. Zwei ehemalige Mitglieder, Nick Diamonds und J‘aime Tambeur – der allerdings im Mai wieder ausgestiegen ist –, haben sich indes bald darauf zu Islands zusammengefunden und weitere Freunde um sich geschart, um den Neubeginn zu wagen. Jüngst ist das Ergebnis im Hause Rough Trade erschienen. „Return To The Sea“ steht den Unicorns in Sachen Stilvielfalt dabei in nichts nach. Von spacigen Progrock-Gitarren über Synthiepop, Swingendes und Countryanleihen bis hin zu Raps gibt es alles zu hören, wobei fast sämtliche Tasten-, Blas- und Saiteninstrumente der Welt zum Tragen zu kommen scheinen. Ganz so schräg wie zu den Tagen der Einhörner klingt das allerdings nicht mehr. Stattdessen haben eher melancholische Züge und eine gewisse Getragenheit Einzug gehalten. Unterstützung haben die Inseln übrigens von einer Reihe illustrer Gäste erhalten. Mitglieder von „Wolf Parade“ und „Arcade Fire“ etwa haben zum Erstling ihren Teil beigesteuert. Und auch die L.A.-Indie-Rapper Subtitle und Busdriver veredeln das Werk. Heute lässt sich das Ergebnis im Knust live begutachten.

Morgen kommt dann mit Damian Marley der jüngste und erfolgreichste Spross des wohl bekanntesten Reggae-Musikers aller Zeiten in den Stadtpark. Musikalisch beschränkt sich „Jr. Gong“, anders als die meisten seiner Brüder, nicht nur auf den Roots-Reggae seines Vaters, sondern frischt seinen Sound gekonnt mit Dancehall, R&B, HipHop und Reggaeton auf. Sein aktuelles Album „Welcome to Jamrock“ wurde prompt mit zwei Grammys ausgezeichnet und wird schon als bestes Reggae-Album des Jahres gefeiert.

Anti-Konformität und Anti-Konventionalität hat sich das legendäre Indie-HipHop-Label Anticon auf die Fahnen geschrieben. Zu dessen Gründern gehört Alias. Der hat schon mit dem gesamten Anticon-Clan, mit DJ Krush, Will Oldham oder „Notwist“-Sänger Markus Acher zusammengearbeitet und gerade mit Tarsier die unaufdringliche Trip-Pop-Platte „Brookland/Oaklyn“ aufgenommen – über eine Distanz von über 3.000 Meilen und ohne persönliches Aufeinandertreffen. Am Montag stattet er dem Hafenklang einen seiner charmanten Besuche ab. Zwei Tage darauf gibt es im Knust zu bestaunen, was passiert, wenn man eine 1987 abgebrochene Tour wieder aufnimmt.

Die US-amerikanischen 80er-Alternative-Country-Klassiker Green on Red haben sich nämlich im Herbst letzten Jahres in der Besetzung ihrer „goldenen Jahre“ – mit Dan Stuart, Chuck Prophet, Chris Cacavas, Jack Waterson und Jim Bogios als Ersatz für den verstorbenen Alex MacNicol – wieder zusammengefunden. Die ursprünglich aus Tuscon stammende „ultimative amerikanische Bar-Band“ gilt als eine der verkanntesten Bands überhaupt, obwohl ihr Sound deutlichen Einfluss auf die Country-Blues-Tradition à la Neil Young hat. Nun beehren sie die Stadt mit dem einzigen Deutschland-Auftritt der Europa-Tournee. ROBERT MATTHIES

The Island: Do, 13. 7., 21 Uhr, Knust Damian Marley: Fr, 14. 7., 20 Uhr, Freilichtbühne im Stadtpark Alias: Mo, 17. 7., 21 Uhr, Hafenklang Green on Red: Mi, 20. 7., Knust

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