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Archiv-Artikel

Am Anfang ist das Wort

Ein Ergebnis des heutigen Integrationsgipfels steht schon fest: Die Jüngsten sollen früh Deutsch lernen

Man will die Zeit nutzen, in der jedes Kind noch gerne lernt: die Vorschulzeit

VON ANNA LEHMANN

Die Mehrzahl der Integrationskarrieren beginnt inzwischen nicht mehr an der Grenze, sondern im Kindergarten. 15 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben bereits in Deutschland, wenige hunderttausend kommen jedes Jahr dazu, Tendenz rückläufig. Viele leben sich in die Mehrheitsgesellschaft ein, andere bleiben draußen – obwohl sie hier geboren und aufgewachsen sind. Sie bleiben unter sich: in ihren Kiezen und auf den Hauptschulen, wo Einwandererkinder inzwischen die Mehrheit bilden.

Die Bundesregierung will, dass Kinder die deutsche Sprache bereits im Kindergarten erlernen, und hat das eigens zum heutigen Integrationsgipfel zur Forderung erhoben. Denn allgemein bekannt ist: Die Chancen von Hauptschülern, darunter viele Migrantenjugendliche, sind auf dem Arbeitsmarkt begrenzt, noch schlechter sind sie für diejenigen, die gar keinen Schulabschluss haben. Und das sind wiederum in der Mehrzahl Kinder von Einwanderern. Ein Fünftel von ihnen verlässt die Schule ohne Abschluss und damit ohne Aussicht auf einen guten Job. Jeder Vierte ist so genannter funktionaler Analphabet, kann also nach neunjähriger Schulzeit nur rudimentär lesen und schreiben.

Die Politiker sind sich einig, dass die Integration in den Arbeitsmarkt vor allem an Sprachproblemen und Bildungsdefiziten scheitert. Sie konzentrieren sich deshalb auf die Zeit, in der jedes Kind noch gerne lernt: auf die Vorschulzeit.

Doch haben die Koalitionspartner SPD und Union unterschiedliche Rezepte dafür: die Unionsfraktion im Bundestag setzt sich dafür ein, dass Ausländerkinder in Deutschland nur eingeschult werden, wenn sie die deutsche Sprache beherrschen. Dagegen will es die SPD mit Anreizen versuchen und den Kindergartenbesuch für alle Migranten kostenlos machen. Auch Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) denkt an die Abschaffung der Kindergartengebühren. Eine im wahrsten Sinne billige Forderung, denn für Schulen und Kindergärten sind die Länder finanziell verantwortlich.

In den Ländern gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, die sich im Kern ähneln. Recht unideologisch picken sich die Kultusminister die Häppchen aus den Integrationspaketen der eigenen und der anderen Seite, die der Finanzminister genehmigt. Wir stellen vier Konzepte vor. Allen gemeinsam ist die Konzentration auf das letzte Jahr – das Jahr vor der Einschulung.