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Archiv-Artikel

Der Peso bleibt unbeliebt

ARGENTINIEN Das südamerikanische Land lockert die Bestimmungen für den Devisenkauf ein wenig. Auch Kleinsparer wollen mit dem Erwerb von Fremdwährungen der grassierenden Inflation entkommen

BUENOS AIRES taz | Argentinien lockert seine Devisenkontrolle. Ab heute dürfen ArgentinierInnen wieder Pesos zum offiziellen Umtauschkurs in US-Dollars umtauschen. Was aber zunächst als Abschaffung der Devisenkontrollen bejubelt wurde, erwies sich schnell als nur eine leichte Lockerung. Nur mit einer Genehmigung der argentinischen Steuerbehörde, die das monatliche Einkommen mit den monatlichen Ausgaben eines Umtauschwilligen gegenrechnet, darf eine vorgegebene Summe Pesos in Dollars eingetauscht, muss als Spareinlage auf einer Bank angelegt werden und wird zudem mit einem Steueraufschlag von 20 Prozent belegt.

Die Regierung reagierte damit auf den Wertverlust des argentinischen Pesos gegenüber dem US-Dollar. Wirtschaftsminister Axel Kicillof sprach von einem „spekulativen Angriff“ durch den Ölmulti Shell. Dieser hätte am Donnerstag 3,5 Millionen Dollar nachgefragt und einen Kaufpreis von 8,40 Peso pro Dollar geboten. Das habe den Sprung von 7,20 Pesos auf 8,40 Pesos für einen Dollar ausgelöst. Dann sei die Zentralbank eingesprungen und habe mit Dollarverkäufen den Kurs auf 8 Pesos gedrückt.

2011 hatte die Regierung begonnen, den freien Umtausch von Pesos in Fremdwährungen rigoros einzuschränken. Gegenwärtig können nur noch Pesos zum offiziellen Kurs in Dollars oder Euros für Auslandsreisen getauscht werden, und auch dazu muss die Genehmigung der Steuerbehörde eingeholt werden. Argentinier, die mit Kreditkarten im Ausland zahlen, müssen eine Sondersteuer von 35 Prozent zahlen. Dieser Steuersatz wird ab Montag auf 20 Prozent reduziert.

Hintergrund ist der schwindende Bestand an internationalen Devisen. Ursachen dafür sind der internationale Schuldendienst und der jährlich steigende Import von Öl und Gas. Außerdem soll der Dollar-Handel auf dem Schwarzmarkt eingedämmt werden. Seit die Regierung den Umtausch einschränkt, hat sich die Schere zwischen dem offiziellen Kurs und dem Schwarzmarktkurs geöffnet. Gegenwärtig müssen auf dem Schwarzmarkt knapp 12 Pesos für einen Dollar hingelegt werden.

Dennoch rechnete sich der Devisenkauf auf dem Schwarzmarkt auch für Kleinsparer. Wer über Pesos verfügt und sie nicht für den Konsum ausgibt, versucht, durch Dollarkauf der seit sieben Jahren herrschenden Inflation von jährlich bis zu 30 Prozent zu entkommen. Die Zinsen bei den Geldinstituten gleichen den Werteverlust von Spareinlagen in Pesos nicht annähernd aus. JÜRGEN VOGT