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Archiv-Artikel

„Veränderter Umgang stört“

PREISPOLITIK Taxifahrer demonstrieren gegen Geschäftspraktiken einer Vermittlungsagentur

Von PS
Wolfgang Schild

■ 58, fährt seit mehr als zehn Jahren Taxi. Seit 2006 ist er selbstständig und hat sich auf Großraumtaxen spezialisiert.

taz: Herr Schild, seit wann nutzen Sie die App der Vermittlungsagentur „Mytaxi“, gegen die Sie und Ihre KollegInnen heute protestieren wollen?

Wolfgang Schild: Ungefähr seit Sommer 2010.

Warum? Sind Sie keiner Taxizentrale angeschlossen?

Nein. Ich bin ein Ein-Mann-Betrieb und schätze meine Freiheit. Taxizentralen bieten zwar ein Rundum-Sorglos-Paket inklusive Notruf-Funktion, machen aber oft Vorschriften bezüglich des Auto- und Fahrer-Outfits. Außerdem ist das teurer als eine App.

Die App bringt Kunden und Fahrer zusammen und kostet Sie nur 79 Cent pro Tour. Wogegen richtet sich der Protest?

Dagegen, dass „Mytaxi“ am 8. Januar die Verträge mit uns Unternehmern und Fahrern gekündigt hat, um neue Geschäftsbedingungen einzuführen. Unter anderem sollten wir pro Tour drei bis 30 Prozent abführen. Diese Zahl sollten wir auf einem Schieberegler einstellen, bevor wir die Strecke kannten.

Viele haben daraufhin vermutet, dass das Vergabekriterium für Touren künftig dieser Prozentsatz sein würde. Zu Recht?

Eine Zeit lang schien es so, denn es war unklar formuliert. Nach massiven Protesten gegen die 30-Prozent-Abgabe im Taxi-Internetforum und auf Facebook ist „Mytaxi“ zurückgerudert: Der maximale Prozentsatz liegt jetzt bei 15 und die Vergabekriterien sind nach wie vor Entfernung, Stammkundschaft, Bewertung von Fahrer und Fahrzeug. Die Prozente sind nachrangig.

Warum wollen die Fahrer dann heute demonstrieren? Und das auch noch „live“ vorm „Mytaxi“-Firmensitz?

Ich kann da nur für mich sprechen: Mich stört vor allem der veränderte Umgang mit uns.

Inwiefern?

Als die „Mytaxi“-Leute klein anfingen, hat man uns Unternehmer oft eingeladen, um unseren Rat zu hören. Sie waren daran sehr interessiert, denn sie kannten das Gewerbe nicht. Und jetzt kommt eine Kündigung, nach dem Motto: Wir hier oben, ihr da unten. Aber wir sind gleichberechtigte Geschäftspartner. Da kündigt man nicht plötzlich alle Verträge.

Wenn man die Fahrer gefragt hätte, hätten sie eine Preiserhöhung also geschluckt?

Ich denke schon. Wenn die „Mytaxi“-Leute offen gesagt hätten, dass 79 Cent nicht mehr reichen und der Preis ja seit Jahren nicht erhöht wurde, hätte es wohl keine Probleme gegeben. INTERVIEW: PS

Taxi-Demo: ab 17.15 Uhr, „Mytaxi“-Firmenzentrale, Große Elbstraße 273