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Archiv-Artikel

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Heute wird in der K9 (Kinzigstraße 9, 19 Uhr) der „Marxismus ohne Klassen“ behandelt. Der Autor Georg Klauda spricht darüber, wie Adorno und „der frühe Lukács“ Marx nicht verstanden hätten, und, so Klauda, statt der Armut nun den von ihnen umdefinierten Warenfetisch in den Blick nahmen. Das sei, sagt Klauda schließlich, „einer der Hauptgründe für die wiedergewonnene Attraktivität der Kritischen Theorie in den neoliberal geprägten 90ern“. Die Kritische Theorie ist also ein Agent des Kapitalismus oder zumindest sein dummer Zuspieler. Dabei, so weiß es der Erzmarxist besser, ist ja alles nur ein Klassenspiel, wenn man das nach der immergleichen Methode immergleich analysiert, findet man zwar auch immer ein paar Widersprüche, die man jedoch als Nebenwiderspruch ignorieren kann. Ist das der Aufbruch in die Steinzeit des Marxismus?

Am Freitag wird im FAU-Lokal (Lottumstraße 11, 19 Uhr) über einen wirklichen Trick des Kapitalismus gesprochen. Thomas Wagner, der Autor des Buches „Die Mitmachfalle“, wird referieren, wie Strategien der Partizipation dafür sorgen, dass besorgte Bürger_innen von vornherein in „Reformen“ eingeplant werden. Der Ruf nach mehr Bürgerbeteiligung kann durchaus darin enden, dass man – eingebunden über das jeweilige Quartiersmanagement – am Ende selbst aktiver Teil jener Gentrifizierung ist, die man eigentlich zu bekämpfen suchte. Das Beispiel Neukölln wird an diesem Abend dazu dienen, durchzuexemplifizieren, wie neoliberale Stadtteilentwicklung als scheinbar schönes Demokratieunternehmen daherkommen kann.

Am Montag wird das Gelände an der Neuköllnischen Allee 33 wahrscheinlich geräumt, also jener Flecken Erde, an dem sich zur Zeit die Proteste gegen die Erweiterung der A 100 Richtung Nordosten bündeln. Daher wird dort schon ab 7 Uhr politisch gefrühstückt und ab 11 Uhr den Räumer_innen mit einer Kundgebung gegen Autobahn und Autowahn entgegengetreten.

Am Dienstag schließlich ruft der ruhmreiche FDCL in den Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, 20 Uhr), um über „die Staatskrise als ideale Voraussetzung für Privatisierungen, Landnahme und Repression“ am Beispiele Honduras zu diskutieren. Der Sozialwissenschaftler Pedro Antonio Landa wird im Gespräch mit Jutta Blume davon erzählen, wie sich das Land nach dem Putsch von 2009 verändert hat und nun ein allgemeines Klima von Korruption und Straflosigkeit herrscht, in dem Sonderwirtschaftszonen und andere marktradikale Geschäftsformen bestens gedeihen. Vertreibungen der bisherigen Bevölkerung sowie Umweltverschmutzungen sind an der Tagesordnung.